«Zürcher Klimapolitik»: Irrfahrt des Hochhäuser-Verdichtungswahns
Der Gestaltungsplan für den Bau des Hardturm Fussballstadion wurde durch das Parlament der Stadt Zürich genehmigt. Ein Referendum ist angesagt. Es gibt gute Gründe diesem Referendum zuzustimmen. Warum? Der Bau der beiden Hochhäuser beim Hardturm Fussballstadion verschärft die Klimakrise. Wohnhochhäuser und auch Bürohochhäuser sind im Bau, im Betrieb und im Unterhalt wesentlich umweltbelastender als eine Flachbauweise.
Fussballmatchs in Zürich: im Letzi Fussballstadion
In Zürich kann man durchaus weiter in der Stadt Fussball spielen, auch ohne Hardturm Fussballstadion. Dafür wurde ja das Fussballstadion Letzigrund gebaut, das zudem noch für Konzerte und Leichtathletik Veranstaltungen verwendet werden kann. Auf jeden Fall sollten beim Hardturm keine Hochhäuser gebaut werden. Eine Blockrandbebauung wäre ökologisch und auch wirtschaftlich sinnvoller. Die Mieten von Wohnungen wären erschwinglicher als in einem kleinen Wolkenkratzer.
Wohnen in Hochhaus-Silos für Kinder schlecht
Das Wohnen in diesen Hochhaus-Silos, die jetzt noch vermehrt in Zürich hochgezogen werden sollen, ist nach Studien von Kinderärztinnen auch nicht geeignet für Familien mit Kindern. Glückliche Hühner leben auch nicht in Industrie Legebatteriehallen. Das Hardturm Areal könnte sozial und klimaverträglich überbaut werden. Überhaut sollte Zürich den Hochhauswahn beenden, der in den letzten Jahren in Schwung gekommen ist. Die «Zürcher Klimapolitik» ist mit dem Hochhäuser-Verdichtungswahn zu einer Irrfahrt verkommen».
Norbert Novotny, Dr. sc.techn. ETH Ingenieur, Zürich Nord 41, 10. Oktober 2019 zur Wirtschaftlichkeit und Ökologie zum Bau der beiden Bürohochhäuser der SBB AG, zum Andreas- und Franklinbüroturm in Zürich-Oerlikon
«Umweltfeindliche Politik der Stadt»
«Der Bau des zweiten Hochhauses am Bahnhof Oerlikon setzt die umweltfeindliche Politik der Stadt Zürich fort. Der Andreasturm und der Franklinturm sind beides Hochhäuser über 25 Meter Höhe. Der ökologische Fussabdruck dieser beiden Häuser ist gewaltig. Über 25 Meter Höhe benötigen Bauten wesentlich mehr Bauenergie als darunter. Statik, Fundationen, Erdbebensicherheit, Brandschutz etc. werden sehr aufwendig, Erschliessungssysteme immer umfangreicher, der Anteil an nutzbaren Geschossflächen immer kleiner. Dabei wird der Aufwand an Primärenergie und grauer Energie unverhältnismässig höher, der CO2-Ausstoss der nicht erneuerbaren Energieanteile immer grösser. Die beiden Türme werden je 12 Hochhausgeschosse über 25 Meter mit 250 m2 Fläche haben, zusammen also 6000 m2. Gemäss dem Institut für Bauplanung der ETHZ Professur für nachhaltiges Bauen eco-bau ist der Unterschied gegenüber einem Haus bis 25 Meter Höhe 4300 kWh pro m2, hier also 25 Millionen kWh. Gemäss Standard des Gebäudeenergieausweises des Kantons (GEAK) benötigt eine 100 m2 grosse Wohnung 4000 kWh pro Jahr für Heizung und Warmwasser. Nur mit den durch den Hochhausbau beim Bahnhof Oerlikon aufgewendeten 25 Mio kWh könnte man also 600 Wohnungen 10 Jahre lang mit Heizung und Warmwasser versorgen. Zusammen mit dem planungsdilettantisch verursachten, nun notwendigen Abbruch der Velorampe ist das ein ökologischer «Fusstritt» in der 2000-Watt-Stadt Zürich. Aber der Andreasturm hat ja schon von gewogenen Instanzen eine Umweltauszeichnung bekommen und Ökologie ist auch nicht das Spezialgebiet der SBB-Ingenieure. Die SBB haben das Land für ihre Bedürfnisse seinerzeit enteignet und vergolden den Grundstückwert durch diese spekulativen Bauten, deren Bedarf an Büronutzung noch nicht einmal ausgewiesen ist. Der in Hochhäuser verliebte Stadtrat Odermatt ist hochzufrieden, die Projektierenden geniessen ihre Honorare und schweigen. Aber die massive Mehrwertabschöpfung durch diese Ausnutzungserhöhung ist noch klar auszuweisen. Die Verdichtung unserer Städte ist nicht unproblematisch. Sie erhöht die innerstädtischen Temperaturen um mindestens 10 Grad Celsius, verändert die Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen, beeinflusst die hydrologische Situation und belastet die Bewohner. Hochhäuser sollten daher mit einer angemessenen Ökologieabgabe belegt werden, die dem Steuerzahler seine zusätzlichen Infrastrukturaufwendungen und der Allgemeinheit die Nachteile der Benutzung einer verdichteten Stadt ausgleicht.
Norbert Novotny, Zürich»
- http://www.lokalinfo.ch/e-paper/zuerich-nord/zuerich-nord-10-oktober-2019/