Die neuen 193 Wohnungen in den beiden Hochhäusern beim Escher-Wyss-Platz in Zürich können bald bezogen werden. Drei Viertel der Wohnungen sind für Familien bestimmt. Rund 200 Kinder werden dort wohnen. Die Mieten sind für Zürich günstig, aber für einen Schreiner oder eine Coop-Verkäuferin mit zwei, drei Kindern trotzdem nicht bezahlbar. Sie werden hinten im Säuliamt oder im Tannzapfenland eine Wohnung suchen müssen. Zürcherinnen und Zürcher haben dem Bau dieses Hochhauskomplexes seinerzeit in einer Volksabstimmung zugestimmt. Das Wohnen in solchen Hochhaus-Silos ist jedoch nicht geeignet für Familien mit Kindern. Glückliche Hühner leben auch nicht in Industrie Legebatteriehallen.
(1) https://www.stadt-zuerich.ch/de/planen-und-bauen/projekte-und-ausschreibungen/hochbauvorhaben/planung-ausfuehrung/tramdepot-wohnsiedlung-depot-hard.html
Auf Auto verzichten, nicht aber auf giftige Abgase
Wer in den beiden 23-stöckigen Hochhäusern Hard wohnen will, muss auf ein Auto verzichten, wenn sie dort den Mietvertrag unterschreiben. Ein Service-Monteur und eine Pflegefachfrau die oft in der Nacht arbeiten sind auf ein Auto angewiesen. Sie können dort nicht wohnen. Verzichten müssen die Bewohner der Hard-Hochhäuser aber nicht auf den Gestank und den Lärm von Autos. Die Häuser liegen an der stark befahrenen Hardturmstrasse. Und nicht weit von diesen Wolkenkratzern steht das Hard Brücken-Monster. Über diese Hochstrasse und der Abfahrt Hardturmstrasse zirkulieren Tag und Nacht zehntausende Vehikel und sondern giftige Gase ab.
Die Hochhäuser beim Escher-Wyss-Platz, Plakat vor der Volksabstimmung und die Hochhäuser im Bau (Fotos Heinrich Frei)
Der Escher-Wyss-Platz von oben. Zehntausende Autos fahren Tag und Nacht von der Rosengartenstrasse über dieses Hochstrassen-Brücken-Monster (Luftbild Schweiz)
Verdichtungswahn wird mit den Hochhausrichtlinien weitere Triumphe feiern
Der Verdichtungswahn in Zürich wird in den nächsten Jahren durch die neuen Hochhausrichtlinien der Stadt Zürich noch weitere Triumphe feiern. Daneben grassiert in Zürich ein Abbruchfieber von gut erhaltenen Wohnsiedlungen die nach dem Zweiten Weltkrieg und bis 1980 gebaut wurden.
Wie die Bauprofile in Zürich-Seebach beim Chatzenbach zeigen sollen auch dort, wie anderenorts viele Wohnhäuser abgebrochen werden. Die Pensionskasse des deutschen Rüstung Konzerns Rheinmetall baut dort als Ersatz die «Gartenstadt Köscherüti.», grosse Wohnblöcke. – Es ist ja interessant, was heute alles unter dem Begriff «Gartenstadt» segelt.
(2) Rheinmetall – Wikipedia
Vom CH-Rüstungskonzern Oerlikon-Bührle zum deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall
1999 verkaufte Oerlikon Contraves Defence (früher Oerlikon-Bührle) den Rüstungsbereich an Rheinmetall und vermutlich wurde auch die Pensionskasse übernommen die im Besitze der Siedlung Köscherüti war. Mein Kollege, damals 20 Jahre alt, wohnte vor 50 Jahren dort. Sein Vater arbeitete in der Kanonenfabrik Bührle in Oerlikon. Mein Kamerad verweigerte den Kriegsdienst in der Schweizer Armee aus politischen Gründen und wurde deswegen von der Militärjustiz zu einer unbedingten Gefängnisstrafe von 16 Monaten verurteilt.
Nicht so hart bestraft wurde im November 1970 der Direktor der Waffenfabrik Dieter Bührle. Seine Firma hatte zwischen 1963 und 1968 illegal für insgesamt rund 90 Millionen Franken Embargostaaten mit Kriegsmaterial beliefert – das waren rund 16% des Umsatzes aus Waffenverkäufen von Bührle. Vom Bundesgericht in Lausanne wurde Dieter Bührle zu 8 Monaten Gefängnis und einer Busse von 20‘000.- Franken verurteilt – drei seiner Mitarbeiter wegen Urkundenfälschung zu 15 bis 18 Monaten Haft.
(3) Die Bührle-Affäre | Dodis
Nur ein Direktor der Firma Bührle, Gabriel Lebedinsky, sass eine Gefängnisstrafe in der offenen Strafanstalt Saxerriet ab. Robert Widmer, ein Kriegsdienstgegner, war zu dieser Zeit gerade auch dort eingesperrt.
(4) 1968 in der Schweiz: «Jahr der Träume» und die Zeit danach – IFOR Schweiz – MIR Suisse
(5)
https://www.gartenstadt-koeschenrueti.ch/
30 Prozent mehr Wohnungen mit Flachbauweise als mit Hochhäusern
Wohnhochhäuser sind im Bau, im Betrieb und im Unterhalt wesentlich umweltbelastender als eine Flachbauweise. Der Hochhausbau ist keine energieeffiziente Bauweise, wie sie jetzt bei der sich anbahnenden Klimakatastrophe nötig wäre. Pro Quadratmeter Wohnfläche sind Hochhäuser 30 Prozent teurer, sind also auch nicht wirtschaftlich. Mit einer Flachbauweise kann man mit dem gleichen Geld 30 Prozent mehr Wohnungen bauen als mit Hochhäusern.
Adieu Gartenstadt Zürich Schwamendingen
Leider wird Schritt für Schritt auch die Gartenstadt Schwamendingen der Verdichtung geopfert, diese familien- und kinderfreundlichen Siedlungen die Professor A. H. Steiner nach dem Zweiten Weltkrieg geplant hat.
Häuser der Siedlungsgenossenschaft Sunnige Hof in Zürich-Hirzenbach (beim Bahnhof Stettbach) 144 gut erhaltene Reiheneinfamilienhäuser wurden schon abgebrochen und ersetzt durch Neubauten. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter hatten diesem Vorhaben mehrheitlich zugestimmt. (Fotos Heinrich Frei)
Beitragsbild: Foto Heinrich Frei
(2) Rheinmetall – Wikipedia
(2) https://www.gartenstadt-koeschenrueti.ch/
(3) Die Bührle-Affäre | Dodis
(4) 1968 in der Schweiz: «Jahr der Träume» und die Zeit danach – IFOR Schweiz – MIR Suisse
(5) https://www.gartenstadt-koeschenrueti.ch/