Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran und ewig droht der Baggerzahn

Tausende Schülerinnen und Schüler demonstrierten in Zürich für den Klimaschutz. Werden die Erwachsenen jetzt Massnahmen ergreifen, auch in der Baubranche? Zum Beispiel kein Abbruch mehr von gut erhaltenen Wohnhäusern? Kein Einbau mehr von Öl- und Gasheizungen? Solarpaneleinbau, Erdwärme- und Windenergie fördern? Durch den Abbruch von Wohnungen in Zürich finden viele alte Menschen und wenig Verdienende oft in ihrem vertrauten Quartier oder in der Stadt kein neues Zuhause, in einer der reichsten Städte der Welt. Es ist dabei kein Trost, dass die Lage für arme Leute in anderen grossen Städten im Ausland noch viel schlimmer ist.

Hönggerberg in Zürich: Wohnungen bezogen 1973 werden abgebrochen

Vor einigen Tagen telefonierte mir eine Bekannte. Sie wohnt auf dem Hönggerberg. Ihre Freundin ist kürzlich in das Hochhaus Lerchenhalde gezügelt, das nun in drei Jahren abgebrochen werden soll. Sie hat es erst jetzt vernommen, dass dieses Haus bald einmal «ersetzt» werden soll. Hätte sie dies gewusst wäre sie dort nicht eingezogen. Das Haus der Baugenossenschaft Turicum das nun «entsorgt» werden soll, wurde erst 1973 gebaut. Es lohne sich nicht, dass Haus umzubauen, sagt die Verwaltung der Genossenschaft. Auch wünsche die Stadt Zürich eine viel dichtere Bebauung, heisst es… (1)

Hochhäuser sind ökologisch eine Sünde und für Kinder nicht geeignet

Zürich scheint dem Verdichtungs- und dem Wachstumswahn verfallen zu sein. Wie Kaninchen und Batteriehühner sollen die Menschen in Zürich wohnen. Dabei sind die vielen Hochhäuser und hohen Wohnblocks, die schon gebaut und noch geplant sind, oft ohne Kinderspielplätze, für Familien mit Kindern nicht geeignet. Bei den neuen SBB-Wohnhochhäusern zwischen der Hohlstrasse und dem Gleisfeld in Zürich-Altstetten hat es zum Beispiel keine Kinderspielplätze. Und wo wollen an der Zollstrasse und der Europaalle beim Zürcher Hauptbahnhof in den neuen Wohnblocks der SBB die Kinder spielen? Die Aussicht auf die Geleise wird ihnen nichts nützen. Wohnhochhäuser und auch Bürohochhäuser sind im Bau, Betrieb und im Unterhalt wesentlich umweltbelastender als eine Flachbauweise. Pro Quadratmeter Wohnfläche und Bürofläche sind Hochhäuser 20 – 40 Prozent teurer. Hochhäuser sind ökologisch eine Sünde, auch die auf dem Hönggerberg neuen 50 – 80 Meter hohen Gebäude, die die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) dort erstellen will. Geplant ist auch, dass ein neues Gebäude des Universitätsspital Zürich im Zentrum 65 Meter hoch werden soll.

Hallenbad Zürich-Oerlikon soll ersetzt werden

Vielleicht kommt Zürich durch die Demos der Schüler doch noch zur Besinnung und begeht nicht noch weitere ökologische Fehltritte wie der Bau von Hochhäusern und des Abbruches von noch gut erhaltenen Häusern: Zum Beispiel will man das relativ neue Hallenbad in Oerlikon abbrechen. Zwar wurde das Bad 2006 umfassend saniert und 2015 die Technik erneuert. Doch der Zustand des Gebäudes mache mittelfristig einen Ersatzneubau erforderlich – einen teuren Ersatzneubau, informierten uns die Behörden… (2)

60 Meter Hochhaus, anstelle der Mensa der Uni Zürich-Irchel

Die Mensa der Uni Zürich-Irchel (Baujahr 1979) ist auch zum Abbruch verurteilt. An die Stelle der Mensa soll ein 60 Meter hohes Hochhaus hingestellt werden. Zu erinnern ist. «Keine Hochhäuser auf dem Milchbuck», also auch beim Irchel, ist im «Faltblatt Hochhäuser» der Stadt Zürich zu lesen. (3) – Als ich diese Mensa etwa um neun Uhr mogens fotografierte schlief unten im Irchelpark ein Flüchtling aus dem Nahen Osten eingepackt in allerlei Tücher neben dem Treppenaufgang. Auf einem Pappkarton informierte er über seine Lage.

Vor einigen Jahren wollte man auch das Kasino Zürichhorn am Zürichsee abreissen. Das konnte zum Glück verhindert werden.

Fussnoten

  • (1) Hochhaus wird abgerissen, Pia Meier, Zürich Nord, 6. Juni 2019

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