Hansuli Gerber – Am Freitag, 16. Oktober 2020, wurde in Tramelan die Fondation Gobat pour la Paix (Stiftung Gobat für den Frieden) gegründet. Albert Gobat (1843 – 1914) war gebürtig von Tramelan und Friedensnobelpreisträger im Jahr 1902, zusammen mit Elie Ducommun. Er war Rechtsanwalt und Nationalrat, Vorsitzender des Interparliamentary Union (IPU), danach Mitbegründer des Internationalen Friedensbüros dessen Direktor er nach dem Tod von Ducomun war. Gobat war ein Pionier des Multilateralismus und Verteidiger des Völkerrechts. Das Fehlen seines Vornamens im Namen der Stiftung lässt die Tür offen zur Erinnerung an seine Tochter Marguerite, welche Mitbegründerin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit war. Bemerkenswertes historisches Detail: Marguerite war 1922 Mit-Initiatin der ersten Petition für die Schaffung eines Zivilienstes in der Schweiz.
Die Gobat-Friedensstiftung brauchte Zeit, bis sie ins Leben gerufen wurde. Roland Stähli (1917 – 2010), Lehrer in Tramelan und Nationalrat, hatte wiederholt das Andenken an Albert Gobat wachgerufen. 1996 organisierten die Schulen von Tramelan ein Strassenfest, als die Strasse, wo ich mein Büro hatte, in “Rue Albert Gobat” umbenannt wurde. Im Jahr 2015 wurden in der Nähe des Interregionalen Zentrums für Weiterbildung (CIP) eine Reihe von Stelen zum Gedenken an Albert und Marguerite Gobat eingeweiht. Der damalige Exekutivsekretär des International Peace Bureau in Genf, Colin Archer, hielt eine Ansprache. Die Idee, ein Zentrum oder eine Institution zum Gedenken an die Gobats zu schaffen, wurde damals gegenüber dem Gemeindepräsident erwähnt, nachdem sie bei IFOR-MIR diskutiert worden war. Seither hat sie sich weiterentwickelt: Gemeindeschreiber Hervé Gulotti und der damalige Gemeinderat Beat Geiser trugen die Idee interessierten und kompetenten Personen vor, was 2016 zur Gründung einer Arbeitsgruppe führte. Im gleichen Jahr wurde die Bibliothek des IPB Genf, welches aufgelöst wurde, nach Tramelan gebracht, sowie auch die Bibliothek von IFOR-MIR Schweiz, womit die neue Stiftung einen historischen Grundstock and Fachliteratur zur Verfügung hat.
Die Förderung des Friedens ist eine große Herausforderung und erfordert Erfahrung, Fachwissen, ein großes Netzwerk und viel Fingerspitzengefühl. Die Schaffung einer soliden und relevanten Grundlage erfordert das Engagement von Persönlichkeiten mit einer gewissen Bekanntheit. Beides zusammen erwies sich als schwierig, aber dank der Beharrlichkeit der Arbeitsgruppe und einer mutigen und entschlossenen Vorsitzenden, Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, konnte das Projekt schliesslich zum Erfolg geführt werden.
Es gibt viele verschiedene Perspektiven und es besteht kein Mangel an Bedürfnissen. Der Stiftungsrat und die bei der Unterzeichnung der Stiftungsurkunde in Tramelan anwesenden Vertreter der Gemeinden konnten einen faszinierenden Austausch verfolgen, der die Komplexität einer Situation aufzeigte, die fast überall als verzweifelt gilt: die aktuelle Situation in Israel. Das Zentrum für liberale Demokratie bringt mit Unterstützung der Schweizer Botschaft Akteure aus der gesamten Zivilgesellschaft zum Dialog und zur Konsensfindung in brennenden Fragen zusammen.
Der Dialog ist das, wofür Albert Gobat eintrat, als er versuchte, Parlamentarier aus mehreren Nationen zusammenzubringen, und als er das Internationale Friedensbüro (IBP) gründete, welches er in zuerst Bern und dann in Genf leitete. Seinem Handeln lag die innige und leidenschaftliche Überzeugung zugrunde, dass man sich auf den Frieden vorbereiten muss, um in ihm zu leben. Der Schweizer Botschafter in Israel, Jean-Daniel Ruch, zitierte in seiner Einführung das lateinische Sprichwort Si vis pacem, para bellum – wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor – und sagte dann, dass die Menschheit diesen zerstörerischen Ansatz überwinden müsse.
Es ist kein Zufall, dass diese “Weisheit” aus dem Kontext des Römischen Reiches stammt, denn die Pax romana wurde auf der Grundlage von Gewalt und dem Prinzip “teile und herrsche” aufgebaut. Heute wissen wir, dass Gewalt Gewalt erzeugt, dass die Kriegsvorbereitung zum Krieg führt und dass hingegen der Dialog unerlässlich ist, um Lösungen für gemeinsame Probleme zu finden. Albert Gobat und seine Tochter Marguerite setzten sich Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Abrüstung, für ein internationales Tribunal und für den Dialog in der Zivilgesellschaft ein. Willkommen in der Ära der Gewaltfreiheit!
Die Stiftung Gobat für den Frieden wird zusammenarbeiten mit Swisspeace, deren Direktor, Laurent Goetschel, Mitglied des Stiftungsrats ist. Weitere Mitglieder sind Regula Rytz, Christa Markwalder, Silvia Schroer, Elisabeth Schneider-Baume, Philippe Augsburger, Yves Pétignat.