Klimanotstand: Abriss von gut erhaltenen Gebäuden nicht zu rechtfertigen

Das Mythenschloss in der Enge in Zürich wurde 1927 als reines Wohngebäude gebaut. Fünfzig Jahre später, 1978 wurde das Haus abgebrochen und ein Bürogebäude erstellt. Der Neubau wurde gegen das Mythenquai mit der alten Fassade von 1927 garniert. Jetzt ersetzt die Swiss Re dieses Bürohaus schon wieder.

Das Mythenschloss der SwissRe in Zürich das ersetzt wird (Foto Heinrich Frei)

Schon vor einigen Jahren wurde am Mythenquai das nebenstehende, auch gut erhaltene Bürogebäude dieser Versicherung, die damals noch Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft hiess, «ersetzt». 1968 hatte das Architekturbüro Werner Stücheli diesen Versicherungspalast, der nicht genug kosten konnte, entworfen: Fassadenbrüstungen unter anderem verkleidet mit Castione-Marmor. Ich zeichnete damals Pläne für dieses Haus. Heute steht dort seit zweieinhalb Jahren ein Glaspalast der Architekten Diener und Diener.

Das gut erhaltene Bürohaus der SwissRe am Mythenquai in Zürich, Baujahr 1968, das abgebrochen wurde (Foto Heinrich Frei)
Das neue Bürohaus der SwissRe am Mythenquai in Zürich, verkleidet mit gewellten Delux Glaspaneelen (Foto Heinrich Frei)

Beim aktuellen Klimanotstand lassen sich solche Demolitionen von gut erhaltenen Gebäuden mit Ersatzneubauten nicht mehr rechtfertigen. Der Erhalt von bestehenden Bauten ist ein wichtiger Punkt, um bis 2030 netto null CO2 Emissionen im Bausektor zu erreichen. Warum? Etwa 50 Prozent der CO2 Emissionen eines Gebäudes während seiner Lebensdauer wird verbraucht für die Produktion der Rohstoffe, der Herstellung von Bauteilen, für den Bau, den Transport und die Entsorgung. Dies wird als «graue Energie» bezeichnet, stellte der Architekt Horst Eisterer fest.

Aber der «Rückbau», wie der Abbruch von gut erhaltenen Häusern heute schönfärberisch genannt wird, gehört in Zürich zum Alltag:

Dazu weitere Beispiele: Die Baugenossenschaften Hagenbrünneli und Turicum wollen das kleine Hochhaus der Baugenossenschaft Turicum an der Lerchenhalde am Hönggerberg in Zürich abbrechen und ersetzen. Das gut erhaltene Wohnhaus wurde erst 1973 gebaut.

Die Pensionskasse der Grossbank Credit Suisse plant im Brunaupark in Zürich ihre Siedlung mit 400 Wohnungen abzubrechen, darunter Wohnungen die teils kaum dreissig Jahre alt sind. Ein Teil der Überbauung ist sogar erst 23 respektive 26 Jahre alt.

Das Hallenbad Zürich-Oerlikon, Baujahr 1978 soll auch verschwinden und neu gebaut werden.

Die Mensa der UNI Irchel in Zürich wollen die Planer auch dem Baggerzahn zum Opfer bringen, Baujahr der Mensa 1979. An die Stelle der Mensa soll ein 60 Meter hohes Hochhaus errichtet werden.

Innenhof der Siedlung Brunaupark der Pensionskasse der Credit Suisse in Zürich der mit den Häusern rückgebaut” werden soll (Foto Heinrich Frei)
Hallenbad Zürich Oerlikon Baujahr 1978 das ersetzt werden soll
(Foto Heinrich Frei)
Mensa der Universität Zürich Irchel, Baujahr 1979, die einem 60 Meter hohen Hochhaus Platz machen soll. (Foto Heinrich Frei)

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