Rede von Clemens Ronnefeldt – Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internat. Versöhnungsbundes

Am 5. März 2022 in Landshut
Auf Einladung der Friedensinitiative Landshut
Bei einer Kundgebung zur Beendigung des Ukraine-Krieges

Liebe Friedensbewegte,
an den Anfang meiner Rede möchte ich ein Gedenken in Stille setzen – und an all die Menschen in der Ukraine denken, die in dieser Stunde jetzt Opfer der russischen Invasion sind – und es seit dem 24. Februar 2022 geworden sind.
(Stille)
Diese Rede ist für mich keine Rede, wie ich schon viele gehalten habe – sie ist meine schwerste Rede überhaupt in einer der bittersten Stunden Europas.
Am vergangenen Mittwoch hatte ich ein langes Telefongespräch mit Anna, einer inzwischen 40-jährigen Lehrerin aus der Ukraine, die im Jahr 2004 beim Versöhnungsbund, für den ich seit 1992 arbeite, ein Jahrespraktikum absolviert hat. Mit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 ist sie mit ihren drei Kindern, 2, 10 und
13 Jahre alt, aus ihrem Dorf in den Karpaten, mit einem Reisebus zur polnischen Grenze geflohen, wo sie zwei Tage ausgeharrt hat. Ein Privat-PKW brachte sie und ihre drei Kinder auf der polnischen Seite an einen Ort, von wo sie von einem Versöhnungsbund-Mitglied auf einen Bauernhof im Schwarzwald gebracht wurde, den sie mit ihrer Familie von einigen Besuchen her kennt. Seither vermissen die drei Söhne ihren Vater und Anna ihren Mann – auch wenn sie täglich sich beim Telefonieren sehen und miteinander können.
Anna berichtete, dass ihr Mann sich auch in Sicherheit hätte bringen können, weil sie drei gemeinsame Kinder haben. Sie hätten aber gemeinsam entschieden, dass er im Dorf bleibt und das Haus bewacht, wo in den letzten Tagen eine Familie aus Kiew Unterschlupf gefunden habe, bis auch ihr die Ausreise nach Polen ermöglicht wurde.
Für diejenigen, die mich nicht kennen, möchte ich einige persönliche Worte zu mir sagen. Ich bin Jahrgang 1960 und bin sechs Jahrzehnte im Frieden aufgewachsen. Mein Vater, Jahrgang 1925, wurde an seinem 17. Geburtstag 1942 von den Nazis abgeholt und nach Russland transportiert. Hitlers Wehrmacht tötete rund 27 Millionen
Menschen in der Sowjetunion, davon allein 8 Millionen in der Ukraine. Mein Vater kam verwundet und traumatisiert aus diesem Krieg – und konnte erst gegen Ende seines Lebens mit mir darüber sprechen. Wir waren uns einig: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!

Seit 1992 bin ich Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes, einer Organisation, die 1914 zur Verhinderung des 1. Weltkrieges gegründet wurde und sich in 50 Staaten weltweit mit rund 100 000 Mitgliedern gegen Krieg und Unrecht – und für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. In meinen ersten Berufsjahren habe ich rund neun Monate während der Balkankriege ab 1992 in Flüchtlingslagern verbracht, nachts im Zelt die Einschläge von Granaten der nahe gelegenen Front gehört – und dann am nächsten Tag Programme für Kinder und Jugendliche gestaltet.
Auch wenn ich hier und heute im sicheren Landshut bin, kann ich aus diesen Erfahrungen heraus etwas erahnen, welche Hölle die Menschen derzeit in der Ukraine durchleben. Ich beginne mit meinem wichtigsten Punkt:

Die gesamte Rede finden Sie hier als pdf. Dokument zum herunterladen.

Er sprach zu diesen drei Punkten:

1. Wie kann der Krieg gestoppt und weiteres menschliches Leid in der Ukraine verhindert werden?

2. Was ist im Verhältnis zwischen NATO und Russland – und auch in Deutschland zur Deeskalation und für ein mehr an Frieden notwendig?

3. Was können wir tun?

Bildnachweis: Merkur.de

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