Mehrere Firmen in der Schweiz, unter anderem PostFinance, eine Tochtergesellschaft der staatlichen Schweizerischen Post, kündigten in diesem Jahr ein Engagement für elektronischen Sport, für Computer Game Spieler an. Im Blick vom 21. Juli 2018 war zu lesen: «PostFinance finanziert Kriegs-Spieler. 400’000 Franken für Gamer – während Hunderte Angestellter um ihren Job zittern». (1) Postfinance will bekanntlich bis Ende 2020 bis zu 500 Vollzeitstellen abbauen.
Das populärste Spiel auf dem Gamemarkt in der Schweiz soll «Counter Strike» sein, ein Schiessspiel, ein Killergame, das wegen der dargestellten Gewalt erst ab 18 Jahren offiziell gespielt werden darf. (2)
Das populärste Spiel auf dem Markt in der Schweiz: «Counter Strike»
Killergames: Kriege werden als normal, als Sport dargestellt
Da stellt sich die Frage: Ist es sinnvoll die Freizeit mit Games und sogar mit Killergames zu verbringen? Werden Jugendliche mit diesen Games nicht in eine irreale Welt entführt? Werden mit Tötungs-Games Kriege eher akzeptiert, als «normal», als sportliches Ereignis angesehen? Heute werden Games, auch Killergames oft fast kritiklos von der Qualitätspresse vorgestellt. Dabei ist klar: Filme, Medien, Games beeinflussen unsere Gefühle und unser Verhalten, sei es auf politischer Ebene, sei es auch im eigenen Haus. Die Beeinflussung, die Hirnwäsche, damit Gewalt und Krieg akzeptiert wird, erfolgt heute auch mit Killergames, nicht nur mit Propaganda Kampagnen von Armeen, Kriegsfilmen und simplen Kriegsspielzeugen.
Immer wieder können wir lesen, diese Games, so brutal, fremdenfeindlich, rassistisch und abartig sie auch sein mögen, hätten keinen Einfluss auf das politische und private Verhalten des Menschen. Dabei haben David Grossmann (3) Rudolf Hänsel, Eva-Maria Würth und Philippe Sablonier (4) und viele andere diesen schädlichen Einfluss längst dokumentiert.
Millionen spielen das «Haudraufs» Game «Fortnite»
Auch die eher kritische Zeitschrift «Beobachter» stellte kürzlich das Videospiel «Fortnite» vor, ohne Einwände gegen die Ballerei, die Tötungsszenen in diesem Game. Der Journalist Peter Aeschlimann kritisierte im «Beobachter» nur das «Fortnite», das von Millionen gespielt wird, Jugendlichen das Geld aus der Tasche ziehe. Er stellte nicht die Frage, wie sinnvoll es ist, dass Jugendliche ihre Freizeit mit solchen Computerspielen, in der Gewalt ständig ausgeübt werden muss um erfolgreich zu sein zu verbringen. Auf der anderen Seite wird in den Medien die zunehmende Gewalt von Jugendlichen beklagt. Haben Killergame dabei keinen Einfluss? (5) Massiv zugenommen haben nämlich die Zahl der Verzeigungen wegen online begangenen Gewaltdarstellungen, war im Tages Anzeiger vom 18. August 2018 zu lesen, im Artikel «Deliktfalle Internet; Mehr Straftaten von Jugendlichen».
Videogame «Fortnite» (gescanntes Bild aus dem Beobachter)
Propaganda für die US-Armeen und US-Kriege mit Spielfilmen
Die US-Regierung hat, laut Akten des Pentagon und der CIA, hinter den Kulissen an über 800 grossen Filmen und mehr als 1000 TV-Titeln «mitgearbeitet», das heisst genaue Instruktionen gegeben was in diesen Filmen zu zeigen war und was nicht: Propaganda für die US-Armeen und US-Kriege, durch nichts getrübt. Ohne die Film- und Medienpropaganda wären all die vielen blutigen militärischen und geheimdienstlichen Operationen in den letzten Jahrzehnten von der US-Bevölkerung nicht akzeptiert worden. Diese Kriege der Vereinigten Staaten, ohne Kriegserklärung, hat der Journalist Armin Wertz in seinem Buch «Die Weltbeherrscher» dokumentiert.
Killergames oft in Zusammenarbeit mit Armeen produziert
Auch Killergames werden wie Kriegsfilme oft in Zusammenarbeit mit Armeen produziert. Das Ziel: Die Akzeptanz für den Kriegsdienst soll so gefördert und die Rekrutierung erleichtert werden. Das Videospiel «Doom» (Schicksal, Verhängnis), verwendete das US-Marine Corps in abgewandelter Version mit dem Namen «Marine Doom», um seinen Rekruten das Töten beizubringen. Auch die Rüstungsindustrie ist bei der Games-Industrie mit ihren Geräten dabei. Die Softwareentwickler bei der virtuellen Darstellung der Games greifen gern auf reales Militärgerät zurück, in Deutschland auf den Panzer «Leopard 2A5», den «Eurofighter» usw. Auch der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern, der auch in Zürich-Oerlikon Kriegsgeräte produziert, ist mit seinen Fahrzeugen mit Rheinmetall-Logo dabei.
Jugendlichen Kriegsdienst schmackhaft machen
Vermutlich haben wir durch all die Kriege nicht viel gelernt, sonst könnte man heute nicht sogar auf den Handys mit dem App «First Strike» Atomkrieg spielen. Heute ist es auch «normal», wenn die Schweizer Gratiszeitung «20 Minuten» und der «Blick am Abend», und auch so genannte Qualitäts-Tageszeitungen laufend die neusten Killer Games vorstellen, den Jugendlichen Kriege so schmackhaft machen. Diese Games sind übrigens ein Milliardengeschäft…
Vor dem Ersten Weltkrieg wurden den Menschen durch Kultur, Politik und den Klerus die Feindbilder und der Glaube an gerechte Kriege in die Köpfe eingehämmert. – Mit einer anderen Ausrichtung der Erziehung, ohne die Trimmung auf Gehorsam, und durch eine andere Politik und Kultur wären die Soldaten vermutlich 1914 nicht hüben wie drüben mit ihren Feldpredigern in den Tod marschiert.
Wars are bankers wars! Kriege sind Kriege der Banker
Zu Killergames passt, Spiele die auch in der Schweiz von vielen Jungen und Älteren gespielt werden, dass die Schweizerische Nationalbank, die Banken, Versicherungen und unsere Pensionskassen in der Schweiz es vom Bundesrat erlaubt wird, zur Erzielung maximaler Profite, Konzerne zu finanzieren die Kriegsmaterialien produzieren, sogar Unternehmen die verbotene Waffen herstellen, wie Atombomben, Streubomben und Antipersonenminen. Der Bundesrat erklärte zwar: «Die Schweiz bleibt in der nuklearen Rüstungskontrolle und Abrüstung engagiert und wird sich weiterhin für das Ziel einer Welt ohne Kernwaffen einsetzen.». Wie ist dieses Engagement für eine Welt ohne Kernwaffen und Abrüstung vereinbar mit der Finanzierung von Konzernen durch die Nationalbank, durch Banken und Pensionskassen, auch der SBB (Bundesbahnen) Pensionskasse, die mit ihren Geldern an der Rüstung und sogar an der Herstellung von Atombomben beteiligt sind?
Kriegsmaterialen die in der Schweiz produziert werden oder die von Schweizer Geldhäusern mitfinanziert werden kommen auch zum Einsatz: in Afghanistan, im Irak, in Syrien, in Libyen, in Somalia, im Jemen, in der Ukraine usw.
Schweiz: froh unter dem nuklearen Schutzschirm der Nato
An seiner Sitzung vom 15. August 2018 hat der Bundesrat sogar beschlossen, dass die Schweiz den 2017 in der UNO verhandelten Vertrag über das Verbot von Kernwaffen (TPNW) zum jetzigen Zeitpunkt nicht unterzeichnet. (6) Der Bundesrat argumentierte, im Falle einer Aggression könnte die Schweiz dereinst froh sein, wenn sie Schutz findet unter dem nuklearen Schutzschirm der Nato. (7) Die schwedische Juristin Beatrice Fihn ist seit Juli 2014 die Chefin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen (Ican). Sie meinte dazu: «Dass die Schweizer Regierung so etwas auch nur in Betracht zieht, hat mich schockiert. Sie sagt damit nichts anderes, als dass sie erwartet, dass gegebenenfalls zugunsten der Schweiz Nuklearwaffen eingesetzt werden. Sie sagt damit, dass sie gegebenenfalls Nuklearstaaten auffordern würde, zu ihren Gunsten einen Massenmord an Zivilisten zu begehen. Welche Grossstadt würde die Schweiz denn auslöschen wollen? Moskau vielleicht? Ich hoffe sehr, dass die Schweizer Bevölkerung gegen eine solch ungeheuerliche Position aufsteht.» (7)
Literatur und Internetlinks:
Rudolf Hänsel: «Game over! », Wie Killerspiele unsere Kinder manipulieren, Kai Homilius Verlag, Berlin 2011
Dave A. Grossmann und Gloria DeGaetano: Stop your Kids to Kill, erschien 2002 auch auf Deutsch und siehe auf Internet: http://www.killology.com
«Omega Buster, Kriegsgebiet Kinderzimmer, eine Intervention zu Gewalt, Gesellschaft und Entwaffnung» Interpixel (Eva-Maria Würth und Philippe Sablonier), Edition fink, Zürich 2009
Armin Wertz «Die Weltbeherrscher, Militärische und geheimdienstliche Operationen der USA», Westend 2015
2) Tages-Anzeiger, 2018-08-10, Beruf: Onlinespieler Jon Mettler, https://www.tagesanzeiger.ch/service/archiv/
(5) Kunterbunte Haudraufs auf Sackgeld Beutezug, von Peter Aeschlimann, Beobachter 17. August 2018
(6) https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-71821.html
(7) «Die Schweiz steht auf der falschen Seite der Geschichte» https://bazonline.ch/schweiz/standard/Die-Schweiz-steht-auf-der-falschen-Seite-der-Geschichte/story/22892688
Nachtrag:
Mein Bekannter hat sich über das seltsame Engagement bei PostFinance erkundigt:
Er schrieb: “Seit vielen Jahren bin ich ein Kunde von PostfFinance und als solcher mit Ihren Leistungen zufrieden. Nun erhalte ich von einem Bekannten folgende Information: “PostFinance finanziert Kriegsspieler” Im Lead zum Text heisst es:
“Mehrere Firmen, unter anderem unsere PostFinance in der Schweiz, kündigten in diesem Jahr ein Engagement für elektronischen Sport, für Computer Game Spieler an. Das populärste Spiel auf dem Markt in der Schweiz soll «Counter Strike» sein. Es ist ein Schiessspiel, ein Killergame, das wegen der dargestellten Gewalt erst ab 18 Jahren offiziell gespielt werden darf.”
Es ist meine Art, Sachverhalte zu überprüfen. Aus diesem Grund frage ich Sie an, ob diese Information auf PostFinance zutrifft.
Zum Voraus danke ich Ihnen für Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüssen
Vielen Dank für Ihre Anfrage.
Es ist korrekt, dass sich PostFinance neu im Esports-Bereich engagiert. Esports gehört zu den global am schnellsten wachsenden Sportarten und ist unterdessen ein Milliardengeschäft. In diesem spannenden Markt – der in der Schweiz noch ein Nischendasein fristet – wollen wir mit unserem digitalen Experiment wertvolle Erfahrungen sammeln und junge, digital affine Kunden ansprechen. Denn: Bis Ende 2020 wollen wir die führende digitale Bank der Schweiz sein.
League of Legends gilt als das weltweit meistgespielte Spiel mit aktuell rund 100 Millionen aktiven Spielern. Das Prinzip ist einfach: Zwei Teams mit je fünf Spielern treten gegeneinander an mit dem Ziel, die gegnerische Basis zu zerstören. Wir haben uns ganz bewusst für das Strategiespiel League of Legends entschieden und eben gerade nicht für ein Spiel, bei dem es nur ums Schiessen geht. League of Legends erfordert von den Spielern neben Geschicklichkeit vor allem Teamkoordination und strategisches Kalkül. Diese Anforderungen passen gut zu den Wertvorstellungen von PostFinance.
In unserer Medienmitteilung vom 18. Juli finden Sie noch weitere Informationen zu unserem Engagement:
https://www.postfinance.ch/de/ueber-uns/medien/newsroom/medienmitteilungen/postfinance-gruendet-professionelles-esports-team.html
Bei Fragen oder für weiterführende Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Wir freuen uns auf eine weiterhin angenehme Zusammenarbeit.
Freundliche Grüsse
Isabelle Elsbeth Keller
PostFinance AG
Kundenreaktionen
Mingerstrasse 20
Das Strategiespiel League of Legends passt anscheinend gut zu den Wertvorstellungen von PostFinance…