Trotz Hudelwetter 6000 Menschen an der MenschenStrom-Kundgebung!
Noch klingen die bunten, regennassen Bilder des MenschenStroms 2016 nach: Die Wanderleute, die mit ihren gelben AKW-Nein danke-Fahnen in Siggental aus den Zügen quellen, begrüsst von den auflüpfigen Musikstücken des Sicherheitsorchesters, und nach kurzer Begrüssung einen Apfel und ein Banner auf den Weg behändigen. Die Wanderkette, die gegen Lauffohr sich mit ihren wehenden Fahnen immer mehr verdichtet.
Auf drei Wanderrouten waren auch am 19.Juni 2016 wieder Tausende von AKW-GegnerInnen – unter ihnen auch einige Versöhnungsbund-Mitglieder – unterwegs. Der längste Anmarsch führte über 15 km von Döttingen am Schrottreaktor Beznau vorbei (Tschau Beznau!) über 15 km zur Kundgebung beim Amphitheater bei Brugg, zwei kürzere von Siggental und vom geplanten Endlagerort auf dem Bözberg.
Auf dem Kundgebungsgelände beim Amphitheater in Windisch bei Brugg versammelten sich die ManifestantInnen, die zT sogar aus Süddeutschland und Vorarlberg angereist waren unter strömendem Regen. Man sieht ein Meer von Regenschirmen, das sich zu Tausenden auf dem Gelände ausdehnt und unter allen Zelten staut. Im Kinderzelt herrscht ein Gedränge; in einer Ecke wird gebastelt, in einer andern geschminkt, und der Clown auf seinen Stelzen fasziniert die Kinder mit seinen Kunststücken fasziniert. Auch die Stände und die vegane Volxsküche fehlen nicht. Eine besondere Attraktion ist die löchrige Beznau- ‚Druckbehälter‘-Fassade, die zum Fussballkicken einlädt. Auch die Bands, die trotz Regen unentwegt spielen, tragen zur guten Stimmung bei. Und es tauchen sogar zwei römischen Legionäre auf, die sich mit ihrer lateinischen Warntafel als A-Müll-Bewacher entpuppen.
Pünktlich um14 30 h eröffnet die BORN Band Basel im prasselnden Regen mit AKW-Liedern die Kundgebung. Im Zentrum der Kundgebung stehen die drei Hauptforderungen: Beznau & Mühleberg stillegen jetzt! Ein Ja! an der Volksabstimmung zum Atomausstieg am 27.Nov.2016, und ‚Die Zukunft ist 100% erneuerbar!, die in allen 3 Landessprachen vorgetragen werden. Bewegend ist die 12-jährige Agrena Schuler, die dafür plädiert, den kommenden Generationen nicht einfach die ganzen AKW-Altlasten aufzubürden! Alt-CVP-Nationalrat und EPFL-Professor Jacques Neirynck unterstreicht, wie unverantwortlich es sei, angesichts von Tschernobyl & Fukushima in der dichtbesiedelten Schweiz die AKWs unbefristet weiterlaufen zu lassen. Regula Rytz Präsidentin der Grünen plädiert angesichts der Blockadehaltung der Bürgerlichen im Parlament für ein klares Ja zum Atomausstieg; die über 40’000 Solarprojekte in der Warteschlange der KEV könnten schon jetzt die 3 Altreaktoren ersetzen, und das konservative Bayern deckt schon heute 12% seines Strombedarfs mit Erneuerbaren! Alt-NR Chopard prangerte den ungelösten Endlager-Skandal an. Ein ‚Römischer Legionär‘ in voller Rüstung übergibt auf lateinisch nach 2000 Jahre Bewachung des A-Mülls die Verantwortung für die nächsten 998 000 Jahre der heutigen Generation. Masumi Wagner schildert die Folgen der Verstrahlung mit den erhöhten Krebserkrankungen in Fukushima in Japan.
Nach einem Intermezzo der BORN Band und Grussbotschaften der Vorarlberger Delegation und von Robert Borsch vom AKW-Widerstand in Tihange an der belgischen Grenze ruft Marcel Hänggi in Erinnerung, dass der Bundesrat sich nicht nur zur atomaren, sondern auch zur fossilen Energiewende und zu einer drastischen Reduktion des CO2-Ausstosses verpflichtet hat. Lisa Mazzone erläutert als jüngste Nationalrätin, wie Genf als Energiestadt bis nächstes Jahr den Strombedarf zu 100% aus erneuerbaren Quellen decken wird. Mit einer fulminanten Schlussrede packt Louis Palmer, der mit seinem Solartaxi die Welt umrundet hat, die ManifestantInnen: ‚ Wer will, kann etwas erreichen! Und entlässt sie trotz Schlamm und Regen angespornt und frohgemut nach Hause. Ein gelungener Auftakt zur Mobilisierung für ein Ja zum Atomausstieg am 27. Nov. 2016!
Ueli Wildberger