Le Corbusier, Reformatoren: dunkle Seiten

Salzburg setzt ein Zeichen und ermöglicht die erste Umbenennung einer Straße mit NS-belastetem Namen (NS = Nationalsozialismus) die Heinrich-Damisch-Straße, wie in der Dorfzeitung zu lesen ist. ( Karl Traintinger. 30. November 2024, Ein geschichtsbewusstes Zeichen in Salzburg)
(1) Eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte – Dorfzeitung. Kultur online

In Zürich wollte man den Platz zum Eingangstor zum neuen Quartier beim Hauptbahnhof Zürich neben der Sihlpost nach dem berühmten Schweizer Architekten Le Corbusier benennen. Heute heisst dieser Platz Europaplatz, es ist das Eingangstor zur der Shopping und Business Europaallee.
Auf der alten 10er-Franken Schweizer Banknote Note war der Jahrhundertarchitekt Le Corbusier bereits seit 1997 abgebildet, ohne dass dies anfänglich übel vermerkt wurde.

Eingangstor zur der Business- und Shopping-Europaallee beim Hauptbahnhof Zürich
(Foto Heinrich Frei)

(2) Le Corbusier – Wikipedia
Le Corbusier, (1887–1965) kam vor einigen Jahren wegen seiner antisemitischen Haltung in die Schlagzeilen. Er arbeitete in Paris und sympathisierte während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg Frankreichs mit der Vichy-Regierung und den Faschisten, vermutlich auch um mit seinem Büro weiter im Geschäft zu bleiben. Nachdem die fragwürdige Vergangenheit Corbusiers bekannt wurde, konnte der Platz zum Eingangstor zum neuen Quartier beim Hauptbahnhof Zürich nicht mehr wie vorgesehen Le Corbusier Platz getauft werden. Heute heisst er Europaplatz.

Calvin, Zwingli, Luther, Bullinger vor der Pauluskirche in Zürich
Am letzten Samstag besuchte ich einen Basar der Finnen im Kirchgemeindesaal der Paulus Kirche. Ich war früher noch nie dort. Ich war beeindruckt von den Statuen der Reformatoren beim Portal der Kirche, von Calvin, Zwingli, Luther und Bullinger.

Niemand denkt heute daran diese Statuen zu entfernen, trotz den dunklen Seiten im Leben dieser Kirchenleute. Auch der Zwingliplatz, die Bullingerstrasse, die Lutherstrasse in Zürich werden sicher nicht unbenannt, wie die «Heinrich-Damisch-Straße» in Salzburg.

Paulus Kirche in Zürich, beim Milchbuck (Foto Heinrich Frei)

Fotos: (Heinrich Frei)

Im Folgenden werden nicht so menschenfreundliche Seiten der vier
Reformatoren die vor der Paulus Kirche Wache stehen aufgezeigt:


Der Reformator Johannes Calvin (1509 – 1564)
(3) Johannes Calvin – Wikipedia
Calvin ließ Andersgläubige hinrichten unter anderem Michel Servet. Das Todesurteil gegen Servet lautete wie folgt: «In dem Wunsch, die Kirche Gottes von solcher Ansteckung zu reinigen und von ihr dieses verfaulte Glied abzuschneiden… im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes… gebunden zu werden und an den Ort Champel geführt zu werden, und ebendort an einen Pfahl gebunden und lebendig verbrannt zu werden, zusammen mit deinem von deiner Hand geschriebenen und dem gedruckten Buch, solange bis dein Körper in Asche verwandelt ist. »
(4) Michael Servetus – Wikipedia

Für Calvin war Ehebruch ein Verbrechen und konnte im schweren und wiederholten Fall im Genf seiner Zeit die Todesstrafe zur Folge haben. Alle Arten von sexuellen Normverstößen, ja sogar Tanzen, zweideutige Spiele, Humor, Literatur klassifizierte Calvin tendenziell als Unzucht, die mit Verwarnung oder Geldbuße sanktioniert wurde.
Für Calvin war die Pest nicht Gottes Werk, sondern eine Verschwörung böser Menschen. Calvin stellte als Jurist weder die Folter als Verhörmethode noch die Todes-strafe für das Delikt «Pestverbreitung» in Frage. Er setzte sich für kürzere Verhöre und für eine schnelle, weniger qualvolle Hinrichtung ein, allerdings vergeblich. Der Rat der Stadt Genf verurteilte 24 Frauen und 7 Männer 1545 zum Tode; die Frauen wurden verbrannt, die Männer gevierteilt.

Der Reformator Ulrich Zwingli (1584 – 1531)
(5) Huldrych Zwingli – Wikipedia
Eine der Schattenseite des Wirkens des Reformators Ulrich Zwinglis ist sein Verhält-nis zur Täuferbewegung. (6) Täufer – Wikipedia
Auf Zwinglis drängen liess der Rat von Zürich alle Täufer der Stadt entweder vertreiben oder nach Gefangennahme und Folterung in der Limmat ertränken. Zwingli war auch Feldprediger in den Kriegen in Norditalien gewesen und starb dann im Krieg gegen die Katholiken der Innerschweiz. Zwingli war es, der den Rat von Zürich zum Zweiten Kappelerkrieg gegen die Waldstätte drängte, um die Reformation gewaltsam in der Innerschweiz zu verbreiten.
(7) Töten mit Gottes und Allahs Segen – IFOR Schweiz – MIR Suisse

Reformator Martin Luther (1483 – 1546)
(8) Martin Luther – Wikipedia
«Die Juden seien so der Reformator Luther seit 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen»; sie seien «rechte Teufel», die er am liebsten eigenhändig umbrächte.
Bis in seine Todesstunde hinein hat Luther es nicht verkraftet, dass die Juden die Messianität Jesu ablehnten. (Der Messias der die Welt erlöst)
Zum Bauernkrieg verfasste Luther am 6. Mai 1525 seine Schrift «Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren». In ihr verdammte er die Aufstände als Werk des Teufels und forderte alle Fürsten gleich welcher Konfession dazu auf, die Bauern mit aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen.
Er forderte: «Drum soll hie zuschmeißen (zerschmettern), würgen, und stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, denn ein aufrührerischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muß, schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganzes Land mit dir.»

Der Reformator Heinrich Bullinger (1504 – 1575)
(9) Heinrich Bullinger – Wikipedia
Der Schweizer Reformator Bulliger war Vorsteher der Zürcher Kirche, setzte nach dem Tod von Zwingli die Verfolgung der Täufer fort.


Heute: Das mit der staatlichen Gewalt verbundene Werk der vier Reformatoren Calvin, Zwingli, Luther und Bullinger wird fortgesetzt
Protestantische, katholische und auch jüdische Feldprediger, und jetzt auch noch muslimische in der Schweiz, gehören zur Armee, wie Bomben und Granaten. Sie werden heute Armeeseelsorger genannt. Die Frage wird nicht gestellt, ob Militärdienst, das Töten lernen, mit dem ursprünglichen Christentum überhaupt vereinbar ist, Fragen wie sie die von den Reformatoren verteufelten Täufer stellten und die Zeugen Jehovas heute noch. Die Armeeseelsorger sind dazu da damit der Soldat weiss: «Gott ist bei mir, wenn ich für die Verteidigung meines Vaterlandes töte oder auf dem Schlachtfeld sterbe.»


(10) Feldprediger: Damit der Soldat weiss: „Gott ist bei mir, wenn ich für die Verteidigung des Vaterlandes töte oder auf dem Schlachtfeld sterbe“ – IFOR Schweiz – MIR Suisse


(7) Töten mit Gottes und Allahs Segen – IFOR Schweiz – MIR Suisse


Die ersten Christen waren gegen den Kriegsdienst. Erst als der römische Kaiser Konstantin im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung das Christentum zur Staatsreligion erhob, leisteten die Angehörigen der früher verfolgten Nazarener Militärdienst. In der Bergpredigt des Jesus von Nazareth ist von Feindesliebe die Rede nicht von Kriegsdienst.

Schlussfolgerung: Die Seelen rüsten, im Solde der Schlächter beenden
«Die Kriegsassistenz durch religiöse Geistliche und weltliche Berater findet aktuell eine breite Akzeptanz in den Kirchen und in den politischen Parteien.» schreibt Wolfram Beyer in seiner Besprechung der beiden Bücher «Die Seelen rüsten, zur Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge» und «Im Solde der Schlächter, Text zur Militärseelsorge im Hitlerkrieg». «Friedenspolitisch, friedensethisch und friedenstheologisch ist die Beendigung der Militärseelsorge notwendig und überfällig», stellt Wolfram Beyer fest.


Fussnoten


(1) Eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte – Dorfzeitung. Kultur online
(2) Le Corbusier – Wikipedia
(3) Johannes Calvin – Wikipedia
(4) Michael Servetus – Wikipedia
(5) Huldrych Zwingli – Wikipedia
(6) Täufer – Wikipedia
(7) Töten mit Gottes und Allahs Segen – IFOR Schweiz – MIR Suisse
(8) Martin Luther – Wikipedia
(9) Heinrich Bullinger – Wikipedia
(10) Feldprediger: Damit der Soldat weiss: „Gott ist bei mir, wenn ich für die Verteidigung des Vaterlandes töte oder auf dem Schlachtfeld sterbe“ – IFOR Schweiz – MIR Suisse

One thought on “Le Corbusier, Reformatoren: dunkle Seiten”

  1. Danke für den aufklärerischen Artikel! „Jene Kapitel der „Kriminalgeschichte des Christentums“, welche die Schweiz betreffen, müssten im Schulunterricht Pflichtlektüre sein. Im Grunde sind wir Schweizer „Papierlichristen“, welche die Freidensbotschaft des neuen Testamentes rechtsstaatlich ignorieren. Ich habe mich letztlich erfolgreich dagegen gewehrt, Offizier zu werden und nur meinen letzten WK verweigert, um nicht nach jedem Aufgebot unbelehrbar wieder eingesperrt zu werden. Nun sind unsere „bürgerlichen“ Behörden daran, den echten Zivildienst wieder abzuschaffen. Christus kam über die irischen Wanderprediger zu uns Mitteleuropäern und scheinbar nur bis Eboli. In Tat und Wahrheit überquerte er als Bootsflüchtling das Mittelmeer und fand in den Seelen schwarzer Sklaven auf den Plantagen Südamerikas eine neue Zuflucht und in den „Negro Spirituals“ einen musikalischen Ausdruck.

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