Der Hunger in Somalia wartet nicht, Dürre und Hungersnot beschäftigte Oetwil am See

Am 11. März, am Samstagabend, fand in der reformierten Kirche in Oetwil am See ein Ökumenischer Projektgottesdienst statt, mit der reformierten Pfarrerin Dorothee Lemke und dem katholischen Pfarrer Alfred Suter. Mit Feingefühl begleiteten Dirk Sauer (Piano) und Dominique Destraz (Perkussion) den Gottesdienst musikalisch.

Oetwil am See ist ein Vorbild für eine friedlichere Welt

In der reformierten Kirche von Oetwil am See werden bekanntlich sowohl reformierte wie katholische Gottesdienste abgehalten. Das ist nicht so selbstverständlich, wenn man bedenkt wie feindlich Protestanten und Katholiken sich früher gegenüberstanden. Oetwil am See ist damit ein Vorbild für eine friedlichere Welt.

Eingeladen für den Projektgottesdienst waren Mitglieder des Hilfswerkes Swisso Kalmo, das seit dreissig Jahren in Somalia tätig ist. Der Präsident von Swisso Kalmo, Bashir Gobdon, informierte über die Dürre und Hungersnot die  Somalia jetzt erneut heimsucht. Gobdon führte aus: «Die Katastrophe breitet sich im ganzen Land aus. Schon sind Menschen gestorben. Nomaden finden für ihre Kamele und Ziegen kein Ort mehr wo es Wasser und Futter gibt. Viele Familien sind in die Städte gezogen und haben dort bei Verwandten Hilfe gesucht. Die Regierung hat alle möglichen Kräfte mobilisiert und überall um Unterstützung nachgesucht, um eine neue Hungersnot abzuwenden. Vor sechs Jahren hatte eine Hungersnot in Somalia schon einmal 260’000 Menschen das Leben gekostet, das bei einer Einwohnerzahl von zehn Millionen.»

Grösste humanitäre Krise seit 1945 abwenden

Die Lage in Afrika ist dramatisch. Ohne grössere Hilfsaktionen droht nach Worten von UNO-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien der Hungertod von 20 Millionen Menschen in Jemen, Somalia, Süd Sudan und Nigeria. – Der Hunger in Afrika wartet nicht – 4,4 Milliarden US Dollar sind bis zum Juli nötig um die Katastrophe abzuwenden, laut O’Brien.

Weltweit wurden 2015  1676 Milliarden US-Dollar für das Militär aufgewendet. Das sind 380-mal mehr als die 4,4 Milliarden US-Dollar die jetzt für dringende Hilfsmassnahmen in den vier afrikanischen Ländern gebraucht werden um diese, laut der UNO, «grösste humanitäre Krise seit 1945 abzuwenden».

Hilfsaktionen werden sehr schwierig da, da in vielen dieser Gebiete, die von der Dürre und der Hungersnot betroffen sind, meist staatliche Infrastrukturen fehlen. Die meisten internationalen Hilfsorganisationen sind abgezogen, da immer noch Kriege im Gange sind, auch in Somalia.

Swisso Kalmo in Somalia

Swisso Kalmo wurde von Magda Nur-Frei und ihrem Mann Scecdon Nur gegründet. Swisso Kalmo ist in Somalia vor allem in der Gesundheitsversorgung tätig ist und arbeitet heute mit internationalen Organisationen wie dem Welternährungsprogramm (WFP), der Weltgesundheitsorganisation, (WHO), sowie der UNICEF zusammen. Das Departement für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes (DEZA) unterstützte jetzt für vorläufig ein Jahr das Bezirksspital in Merka, das dank Swisso Kalmo wieder in Betrieb genommen werden konnte. Patienten die schwer krank sind werden vom Ambulatorium von Swisso Kalmo in Merka in dieses Spital überwiesen, in die einzige Klinik in dieser Region.

Somalia, das seit über 25 Jahren von einem Bürgerkrieg zerrissen wird, gibt es keine öffentlichen Spitäler und Schulen mehr. Nur wer Geld hat kann sich medizinisch behandeln lassen. Wer kein Geld hat ist auf Hilfswerke wie Swisso Kalmo angewiesen, die Patienten unentgeltlich behandeln.

Deeqa Dhiblawe, eine junge Frau wurde Ärztin

Maryan Abdisalam informierte im Projektgottesdienst über etwas Positives aus Somalia, über Deeqa Dhiblawe die Ärztin wurde.

Deeqa besuchte die Primar- und Sekundarschule der Neuen Wege in Merka. Diese Schulen wurden von Vre Karrer gegründet und lange aus der Schweiz unterstützt. – Vre Karrer wurde 2002 in Somalia ermordet, aber ihre Werke wurden weitergeführt. Verena Karrer war eine Hebamme und Lehrerin für Krankenpflege aus Zürich-Oerlikon.

Infos über den Förderverein Neue Wege in Somalia, gegründet von Vre Karrer unter www.nw-merka.ch

Deeqa wurde besonders von einer Primarlehrerin und dem Englischlehrer geholfen. Sie waren überzeugt, dass Deeqa studieren könnte. In ihrer Familie war es ihre Mutter, die sie stets ermutigte und ihr sagte, „Deeqa du bist sehr gut, kämpfe und wir sind sehr stolz auf dich.“

Der Vater von Deeqa starb 2006, was für Deeqa das schlimmste Ereignis in ihrem Leben war. Der Vater hatte sie in ihrem Wunsch unterstützt Ärztin zu werden. Er hat ihr stets Mut zugesprochen und hat es ihr ermöglicht die Schulen zu besuchen. Nach dem Tod des Vaters machte sich Deeqa Sorgen über die Weiterführung ihrer Ausbildung. Ihr Bruder war in der Familie der einzige der damals etwas verdiente. Sein Lohn hätte nie gereicht ihr Studium zu bezahlen.

Der Gemeinnützige Verein Gisela Naegeli in Zürich wollte in jener Zeit einer jungen somalischen Person, die Schulen der Neuen Wege besucht hatte, ein Studium ermöglichen. Deeqa war überglücklich, dass sie ausgewählt wurde. So konnte sie mit einem Stipendium aus der Schweiz ihr Medizinstudium an der Benadir Universität in Mogadischu aufnehmen.

In Süd Somalia fehlen seitdem schon über 25 Jahren dauernden Bürgerkrieg staatliche Einrichtungen wie Schulen, medizinische Versorgung usw. Wer Geld hat kann seine Kinder in die Schule schicken und kann sich medizinisch behandeln lassen.

Im Oktober 2016 hatte Deeqa ihr Medizinstudium abgeschlossen und ist jetzt Ärztin. Ihre Brüder und auch ihre Schwester waren froh und stolz, dass sie jetzt Ärztin ist. Deeqa möchte eine ausgezeichnete Kinderärztin werden. Im Moment macht sie ein Praktikum in der Kinderabteilung des Benadir Spitals an dem auch Swisso Kalmo beteiligt ist.

In Afrika leitet Dr. med. Abdi Hersi Swisso Kalmo. Er hat uns jetzt aus der Krisenregion gerade einen ausführlichen Bericht über die Dürre und Hungersnot in Somalia geschickt.

Weitere Informationen über Swisso Kalmo: www.swisso-kalmo.ch

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert