«Geh in die Schweiz und mach dein Glück»

«

Milliardäre, arme Leute und Asylsuchende im Schlaraffenland

«Geh in die Schweiz und mach dein Glück», hiess es früher. Maria aus Österreich servierte in unserem Quartier im Restaurant Grütli. Sie heiratete ihren Gast Pierre Dupont (Name geändert), was ihr aber alles andere als Glück im Schweizerland brachte. Unser Kollege Pierre behandelte Maria sehr, sehr schlecht…

Pierre machte schon vor seiner Bekanntschaft mit Maria «Schlagzeilen»: «Vandalen an der Arbeit», war in der Zeitung zu lesen. Ein Bild zeigte einen Haufen zerstörter Velos in der Stadt. Wir wussten, was aber nie bekannt wurde: Pierre Dupont war an der «Arbeit» gewesen. Wurde dieser Mann zu Hause zu einem Brutalo gemacht? War es später der Alkohol der Duponts Hirn zerfrass oder das Blei von Autoabgasen? Unser Kollege Pierre hatte schon im dritten Lehrjahr als Automechaniker alle seine Zähne verloren. Es hiess damals, seine Zähne seien ihm durch die giftigen Autoabgase in der schlecht belüfteten Werkstatt, in der er arbeitete ausgefallen.

«Kommt, wir wollen uns begeben
Jetzt ins Schlaraffenland!
Seht, da ist ein lustig Leben,
Und das Trauern unbekannt.»

(Heinrich Hoffmann von Fallersleben)


Das Schlaraffenland. Gemälde von Pieter Brueghel dem Älteren (Wikipedia)


Familie Kamprad, IKEA: Vermögen: 50 bis 51 Milliarden Franken

(Kurs Schweizer Franken: 1 Euro ca. 1,131 Schweizer Franken)

Mehr Glück in der Schweiz als Maria, als diese österreichische Kellnerin hatten Unternehmer, Bankiers und Oligarchen, die sich in der Schweiz ansiedelten, auf jeden Fall in finanzieller Hinsicht.

Die schwedische Familie Kamprad hat mit günstigen Möbeln ein Vermögen von 50 bis 51 Milliarden Franken angehäuft. Der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ist 2018 gestorben. Seine Söhne Jonas, Peter und Mathias haben die Leitung aber schon vorher übernommen. Alle drei haben den Schweizer Pass.

Sieben Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung ist arm

Die Schweiz ist jedoch nicht nur das Land in dem Milch und Honig fliesst wie im Schlaraffenland. Im Jahr 2016 bezogen in der Schweiz 273’273 Personen Sozialhilfe. Das entspricht 3,3 Prozent der Bevölkerung. Auf dem gleichen Einkommensniveau, aber ohne Sozialhilfe zu beziehen, lebten sogar 7 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung (Stand 2015). Im Jahr 2016 waren ausserdem 318’600 Rentnerinnen und Rentner auf Ergänzungsleistungen angewiesen. (1)

Verpflegungsgeld für Asylsuchende 63 Franken pro Woche

63 Franken pro Woche. Mit diesem Betrag müssen Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene ohne Flüchtlingsstatus im Kanton Aargau in der teuren Schweiz seit Januar haushalten. Ist das möglich? Auf der Internetplattform Watson konnte man lesen: «Am Mittwoch gibt es Geld. Deshalb geht Mohamed am Mittwoch einkaufen. 63 Franken hat er am Morgen erhalten. Letztes Jahr waren es noch 70 Franken. Aber die Mehrheit des Grossen Rats beschloss in der Budgetdebatte, das Verpflegungsgeld für Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene ohne Flüchtlingseigenschaft per 1. Januar 2018 zu kürzen. Von neun auf acht Franken pro Tag. Wie bisher kommen ein Franken Taschengeld pro Tag und 20 Franken Kleidergeld pro Monat dazu. So spart der Kanton jährlich knapp 1,3 Millionen Franken.» (2)

Wocheneinkauf für 61.30 Franken: Das hat der 21-jährige Somalier Mohamed im Aldi und im Real Frischmarkt in Aarau gekauft.


(Screenshot aus der Internetplattform watson.ch)

Vermögen der 300 Reichsten in der Schweiz: 675 Milliarden Franken

Das gesamte Vermögen der 300 Reichsten in der Schweiz beläuft sich 2018 auf rund 675 Milliarden Franken. (CHF 675‘000‘000‘000). Würde das Vermögen der 300 Reichsten auf die Bevölkerung der Schweiz aufgeteilt, erhielte jeder Einwohner 79 400 Franken bar auf die Hand. Das wäre ein nettes Weihnachtsgeschenk.

Eine ungelernte Verkäuferin verdient beim Detailhändler Coop im Jahr 50’700 Franken brutto. Zum Vergleich: Der drittreichste Schweizer Jorge Lemann der in Brasilien und am Zürichsee wohnt verfügt über ein Vermögen von 21 – 22 Milliarden Franken. Mit ihrem Jahreslohn von 50’700 Franken müsste die Coop Verkäuferin über 400’000 Jahre lang ihren ganzen Jahreslohn auf die hohe Kante legen, um das Vermögen von Jorge Leman Vermögen von 21 Milliarden Franken zu erreichen.

(CHF 21’000’000’000 dividiert durch CHF 50’700 gleich 414 201 Jahre


Liste der 300 Reichsten, Video Liste der 300 Reichsten abspielen. Laufzeit 07:59 Minuten, Aus 10vor10 vom 29.11.2018. (3)

https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/fokus-liste-der-300-reichsten-?id=069c630b-f713-4592-bcba-cf355726ac62

Die zehn Reichsten der Schweiz (3):

Platz 1: Familie Kamprad

Die schwedische Familie Kamprad hat mit günstigen Möbeln (IKEA) ein Vermögen von 50 bis 51 Milliarden Franken angehäuft.

Platz 2: Familien Hoffmann und Oeri

Das Vermögen der Roche-Gründerfamilien Hoffmann und Oeri wird auf 25 bis 26 Milliarden Franken geschätzt.

Platz 3: Jorge Lemann

Mit Bier hat der Investor sein Vermögen gemacht. 21 bis 22 Milliarden Franken sollen es sein. Er lebt in Brasilien und am Zürichsee. In den 1980er Jahren übernahm Lemann die brasilianische Brauerei Brahma und baute diese zum weltgrössten Bierkonzern AB InBev auf.

Platz 4: Familie Safra

Joseph Safra und seine Familie haben ihr Vermögen dank Bank- und Immobiliengeschäften angesammelt, 19 bis 20 Milliarden Franken Der brasilianische Bankier hat sich in Crans-Montana, im Wallis niedergelassen.

Platz 5: Gérard Wertheimer

Gérard Wertheimer verfügt über ein Vermögen von 18 bis 19 Milliarden Franken. Er besitzt mit seinem Bruder das Modehaus Chanel.

Platz 6: Familie Brenninkmeijer

Die Familie Brenninkmeijer steht hinter dem Textilhandelsunternehmen C&A. Ihr Vermögen soll sich auf 15 bis 16 Milliarden Franken belaufen. Verschiedene Vertreter der niederländischen Familie leben in der Schweiz: in den Kantonen Zug, Zürich und Luzern.

Platz 7: Familie Bertarelli

Das Vermögen der Familie Bertarelli wird auf 13 bis 14 Milliarden Franken geschätzt.

Platz 8: Charlene de Carvalho-Heineken

Die Tochter des Brauerei-Magnaten Alfred Heineken soll über ein Vermögen von 13 bis 14 Milliarden Franken verfügen. Heineken, ist der zweitgrössten Bierkonzern der Welt.

Platz 9: Familie Jacobs

Die Familie Jacobs kontrolliert den Schokolade-Konzern zu 64 Prozent. Geschätzt wird das Vermögen der Familie auf rund 12,5 Milliarden Franken.

Platz 10: Familien Schindler und Bonnard

Die Familien Schindler und Bonnard sind Hauptaktionäre des Aufzugherstellers Schindler. Das Vermögen der Familie soll 12 bis 13 Milliarden Franken wert sein.

Familie Blocher: Vermögen 10,5 Milliarden Vermögen, ein Vergleich

Die Familie Blocher figuriert in diesem Jahr nicht mehr unter den zehn Reichsten in der Schweiz. Nach Kursverlusten ihrer Aktien (Chemie, Medien, Läckerli) beträgt das Vermögen dieser Milliardär Familie nur noch 10,5 Milliarden Franken.

Ein Vergleich: Die Organisation Swisso Kalmo finanziert in der somalischen Stadt Merka ein medizinisches Ambulatorium. Kinder, Frauen und Männer erhalten dort unentgeltlich medizinische Hilfe. Es sind Menschen, die so arm sind, dass sie nichts bezahlen können. Ein Arzt, Hebammen, Krankenschwestern und Hilfspersonal arbeiten in dieser Einrichtung, insgesamt 27 Personen. Pro Jahr überweist Swisso Kalmo für dem Betrieb dieses Ambulatoriums 100’000 Franken nach Merka. Mit dem Vermögen der Familie Blocher von 10,5 Milliarden Franken könnten während zehn Jahren über 10’000 Ambulatorium wie sie Swisso Kalmo in Merka betreibt finanziert werden. (4) (CHF 10’500’000’000 dividiert durch CHF 100’000, dividiert durch 10 Jahre gleich 10’000 Ambulatorien)

Blocher: Vermögen auch mit dem Export von Kriegsmaterial «erarbeitet».  

Der Luftschutzoberst ausser Dienst Christoph Blocher, Ex-Bundesrat und wichtigster Mann der Schweizerischen Volkspartei (SVP) hatte früher sein Vermögen auch durch den Export von Kriegsmaterial «erarbeitet». Er exportierte seinerzeit mit seiner Firma PATVAG Zünder für Minen an die Nato und Zünder für RBS 70 Bofor-Raketen. Die Firma Patvag von Blocher kam vor 30 Jahren auch in die Schlagzeilen wegen Lieferungen von Zündsystemen für iranische Raketen. (siehe Züribieter, 8. April 1988).


Zeichnung von H.U. Steger zur Verfügung gestellt.


Auch Zünder für Minen, diese feigen Killer, wie sie von Orthopäden des Roten Kreuzes genannt werden, produzierte die PATVAG von Blocher vor Jahren für den Export. Schweizer Minen sind Qualitätsprodukte. Vergraben können sie auch nach 50 Jahren explodieren. Die Minenräumungsorganisationen kennen die Schweizer Minen. Sie lassen sich überall noch auf den Schlachtfeldern finden, im Nahen Osten (Irak, Iran, Ägypten) sogar in Afghanistan in den Händen der Taliban. Unter den besten Minen aus der Schweiz, sind nicht nur Modelle der bundeseigenen Rüstungsbetriebe Ruag, sondern auch Produkte der PATVAG zu finden.

Verantwortungslose Unternehmen,

kein Schutz von Mensch und Umwelt

Mensch und Umwelt fanden bisher keine grosse Beachtung als der Reichtum in der Schweiz zusammengerafft wurde. Oft verantwortungslos wurden Profite angehäuft.

Dazu einige Beispiele (5)

Syngenta: Im zentralindischen Yavatmal wurden 2017 innert 12 Wochen etwa 800 Landarbeiter schwer vergiftet, als sie auf Baumwollfeldern Pestizide ausbrachten. Über zwanzig von ihnen starben. Ein dafür verantwortliches Insektizid stammt aus der Schweiz: «Polo» wird von Syngenta im Wallis hergestellt und von da exportiert, obwohl es hierzulande wegen seiner Gefährlichkeit für Gesundheit und Umwelt längst verboten ist.

Die Recherche von Public Eye zu der Vergiftungswelle in Indien: (6)

Glencore: Glencore betreibt seit Jahren Teile der Kohlenmine El Cerrejón. Die Mine verschmutzt mit ihren fünfzehn Sedimentierungsbecken den Fluss Ranchería. Glencore betreibt seit Jahren Teile der Kohlenmine El Cerrejón. Für den Tagebau wurden lokale Gemeinschaften zwangsumgesiedelt und verloren ihre Lebensgrundlage. Im ganzen Departement herrscht wegen dem Bergbau grosse Wasserknappheit.

Valcambi: Die Tessiner Raffinerie Valcambi verarbeitete Gold aus Burkina Faso, obwohl die Arbeitsbedingungen der Schürfer menschenverachtend sind. Die Schweiz ist weltweit führend bei der Raffinierung von Gold. Firmen mit Sitz in der Schweiz importieren jedes Jahr Gold in der Grössenordnung von 70 Prozent der weltweiten Produktion.


Fahne der Konzern-Verantwortungs-Initiative die überall aufgehängt werden.         Foto: Heinrich Frei,

Einreichung der Initiative am 10. Oktober 2016 in Bern (Screenshot)


Konzern-Verantwortungs-Initiative: Bundesrat empfiehlt Ablehnung

Die Konzern-Verantwortungs-Initiative, «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt» wurde am 10. Oktober 2016 mit 120’ 000 gültigen Unterschriften eingereicht. Falls diese Initiative vom Volk angenommen wird, müssen Schweizer Konzerne künftig ihre Aktivitäten und jene ihrer Tochter- und Zulieferunternehmen auf Risiken für Mensch und Umwelt prüfen, diese mit geeigneten Massnahmen beheben und öffentlich darüber berichten. Kommt ein Konzern seiner Sorgfaltsprüfungspflicht nicht nach, soll er auch für allfällige Schäden haften, die seine Tochterfirmen im Ausland verursacht haben. Wird diese Initiative die Profite der Konzerne und der Milliardäre in der Schweiz schmälern? Die Initiative soll 2020 zur Abstimmung kommen. Am 15. September 2017 hat der Schweizerische Bundesrat leider dem Parlament beantragt, die Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt» Volk und Ständen zur Abstimmung zu unterbreiten mit der Empfehlung, die Initiative abzulehnen. (7)

Fussnoten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert