Die gesunde Ohrfeige macht krank

«Glauben heisst nichts Wissen», wird so leicht gesagt. Es ist jedoch nicht so einfach zwischen Glauben und Wissen zu unterscheiden, auch für uns Techniker nicht. Wir glaubten seinerzeit Asbestzement sei ein sehr gutes Baumaterial, obwohl schon vor dem Zweiten Weltkrieg es Untersuchungen gab, die wir aber nicht kannten, die zeigten, dass Asbestfasern Krebs verursachen kann.

Eine Mutter «wusste» wie man erzieht

Eine Mutter «wusste»: «Wer sein Kind liebt, der züchtigt es» Sie notierte in ihrem Tagebuch: «Heute musste ich Käthi zum ersten Mal schlagen.» Das Kind war damals nicht einmal ein Jahr alt.

Mehrheit der Eltern «wissen»: «Eine Ohrfeige hat noch keinem Kind geschadet!»

Eine Ohrfeige hat noch keinem Kind geschadet!» Dieser Meinung sind laut einer Erhebung von Isopublic aus dem Jahr 2007 eine Mehrheit der Eltern in der Schweiz, selbst wenn es um die Bestrafung der Kleinsten geht.

  • https://www.kinderschutz.ch/de/mitteilung/no-hitting-day-2016.html

In den Schulen dürfen Lehrer ihre Schüler nicht mehr schlagen, aber sonst gibt es in der Schweiz kein «ausdrückliches Züchtigungsverbot».

Gewalt ausgeübt von Erziehungspersonen ist für ein Kind ein traumatisierendes Erlebnis

Da stellt sich natürlich die Frage, welche «Züchtigungen» sind für  Eltern erlaubt?

Am 26. Juli 2008 schrieb die finnische Entwicklungspsychologin und Dozentin Jaana Haapasalo in der finnischen Zeitung Helsingin Sanomat auf der Leserbriefseite:

«Die Frage: «Welche Körperstrafen dürfen Eltern aus ausüben» ist eigentlich schon falsch gestellt. Die durch eine gewalttätige Erziehung verursachten Verletzungen sind keine Frage von Ansichten, sondern es sind Fakten die gegen Körperstrafen sprechen», schrieb sie. «Auch wenn sich der Vater und die Mutter nach einer Ohrfeige entschuldigen, schadet eine «Ohrfeige zu rechten Zeit». Ein Klaps ist nie «gesund», wie viele immer noch meinen. Für Kinder ist Gewalt, besonders wenn sie von Erziehungspersonen ausgeüb wird, ein traumatisierendes Erlebnis. Es gibt Kinder die Todesängste ausstehen, wenn sich die Mutter oder der Vater ihm näheren und drohen es zu schlagen», schrieb Jaana Haapasalo. «Eine Kindheit die mit Ohrfeigen, Prügel und Vernachlässigung verbunden ist, kann bei Erwachsenen zu gewalttätigem Verhalten, zu Kriminalität, zu Drogensucht, Alkoholismus und psychischen Erkrankungen führen.»

Psychische und soziale Misshandlungen sind ebenso ein ernstes Problem sind, wie physische Gewalt

Am 2. August 2008 machte der Dozent Jyrki Konkka, ebenfalls auf der Leserbriefseite der Zeitung Helsingin Sanomat, weiter darauf aufmerksam, dass «psychische und soziale Misshandlungen in der Erziehung ebenso ein ernstes Problem sind, wie physische Gewalt. Blaue Flecken von Schlägen seien natürlich leichter festzustellen als psychische Verwundungen», schrieb Konkka. «Schlimm sei zum Beispiel, wenn ein Kind von den Eltern, der Lehrerin oder dem Lehrer lächerlich gemacht wird, wenn sie es demütigen, wenn sie es als «als nicht begabt», als «dumm» abstempeln und wenn sie das Kind ständig kritisieren. Solche «Erziehungsmethoden» sind immer noch vielerorts üblich, zu Hause und in der Schule, und nicht nur in Finnland. Schlimm ist auch, wenn Eltern und Lehrer Unterwerfung, absoluten Gehorsam fordern, wie in der Kaserne. Psychische Misshandlungen zu Hause und in der Schule, auch ohne Schläge, hinterlassen grosse Wunden in der Seele eines Kindes, machen ein Mädchen und ein Knabe ebenso kaputt wie Ohrfeigen und Prügel.» soweit Jyrki Konkka.

Auch der Psychiater Günter Pernhaupt und der Kinderarzt Hans Czermak haben in ihrem Buch «Die gesunde Ohrfeige macht krank, über die alltägliche Gewalt im Umgang mit Kindern», gezeigt, dass auch harmlose Klapse und Haarereissen Kinder krankmachen, und das Band des Vertrauens der Kinder zu den Eltern reissen lassen können. (3)

Regensdorf 1930: Lehrer verlor Stelle, weil er Schüler mit der Evolutionstheorie bekannt machte

Regensdorf etwa 1930: Der Lehrer Dr. Scheller machte seine Schüler mit der Evolutionstheorie bekannt. Das kam bei der Schulpflege nicht gut an. Sie «wussten»: Die Theorie Darwins ist ein Unsinn. Ein Kind wurde damals als Kronzeuge für die Verfehlung des Lehrers beigezogen, meine Tante. Der Lehrer, Dr. Scheller verlor seine Stelle. Er erzählte mir diesen Vorfall als er in der Notschlafstelle von Pfarrer Sieber 1968 als Psychologe traumatisierte Fremdenlegionäre betreute.

Eher entsteht zufällig eine Lokomotive als durch die Evolution Pflanzen und Tiere

Biel 1956: Pfarrer Perrin erklärte uns Konfirmanden, viel eher würde in einem Eisenerzbergwerk zufälligerweise eine Lokomotive entstehen, als durch die Evolution die verschiedenen Pflanzen und Tierarten. In der Jugendfreihandbibliothek stiess ich in dieser Zeit auf ein populärwissenschaftliches Buch über die Evolutionstheorie in dem die Schöpfungsgeschichte der Bibel als eine Vorstellung der Menschen aus einer vorwissenschaftlichen Zeit bezeichnet wurde. Dies zeigt, Bücher können religiösen Irrglauben in Frage stellen.

Allein im Bistum Chur sollen zehn Geistliche als Exorzisten tätig sein

Treibt der Teufel immer noch sein Unwesen? «Müssen» immer noch Teufelsaustreibungen angeboten werden? «Allein im Bistum Chur sollen zehn Geistliche als Exorzisten tätig sein mit dem Segen des Papstes», schrieb Katharina Bracher in der NZZ am Sonntag vom 3. August 2014. Auch in reformierten Kreisen soll es Menschen geben, «deren Probleme neben vielen anderen Ursachen ausgelöst werden von Wesen aus der unsichtbaren Welt», sagte eine pensionierte Pfarrerin aus Brugg.

Fussnoten

 

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