Syrien zeigt deutlich: Militärische Konfliktlösungen taugen nichts, sind katastrophal, sowohl gegen innere wie gegen äussere Feinde. Es gibt heute Alternativen zur militärischen Verteidigung.

In der Vernehmlassung in der Schweiz zum Projekt „Weiterentwicklung der Armee (WAE)“ wurden bisher in der Öffentlichkeit keine grundsätzlichen Kritiken an der militärischen Landesverteidigung bekannt. Lautstark hingegen machte sich die Gruppe Giardino bemerkbar und Generalstabsoffiziere, die der Meinung sind mit dem neuen Armeekonzept sei die Schweizer Armee nicht mehr in der Lage in einem militärischen Konfliktfall zu bestehen.

Wie das aussieht wenn eine Armee mit ganzer Feuerkraft versucht zu bestehen, in einem internen Konflikt, mit ausländischer Einmischung durch Dschihadisten, sehen wir heute in Syrien. Syrien zeigt deutlich: Militärische “Konfliktlösungen” (schon über 100’000 Tote) taugen nichts, sind katastrophal, sowohl gegen innere wie gegen äussere Feinde. Es gibt heute Alternativen zur militärischen Verteidigung, die wie es sich zum Beispiel in Estland, im Baltikum zeigte, durchaus erfolgreich sein können, die wenigstens auch in der Schweiz diskutiert werden sollten.

Der Berliner Friedensforscher Theodor Ebert war auf dem Baltikum als Berater für ein gewaltloses Vorgehen tätig. Ebert verfasste schon 1972 die Studie “Gewaltfreier Aufstand – Alternative zum Bürgerkrieg” (erschienen auch als Taschenbuch).

Der Kampf für die Befreiung und die Unabhängigkeit der baltischen Staaten wurde gewaltlos geführt. Im Zuge der Auflösung des sowjetischen Imperiums, die Gunst der Stunde unter Gorbatschow nutzend, erreichten die Balten ohne Krieg die Unabhängigkeit und den Abzug der Roten Armee. Nach 50 Jahren Diktatur gelang es gewaltlos die russische Besatzung zu beenden. Ein gewaltsames Vorgehen der Esten, Litauer und Letten gegen die russischen Besatzer, mit Bomben und Attentaten, hätte sicher eine blutige Reaktion der Roten Armee ausgelöst, wie in Tschetschenien. Die Sichtweise, ein Regime der Diktatur und der Unterdrückung zu überwinden sei nur mit Gewalt möglich, stellte der friedliche Umbruch in Osteuropa und der Falle der Berliner Mauer in Frage.

Theodor Ebert sah die soziale Verteidigung nicht als Allheilmittel zum Weltfrieden, sondern vielmehr als eine vorsichtige Überlebensstrategie in einer, unter anderem durch Atomwaffen, immer stärker bedrohten Welt. In diesem Kontext hatte sich Ebert auch intensiv mit der Bedrohung der westlichen Welt durch den Terrorismus befasst. Er sah durchaus eine Möglichkeit des gewaltfreien Widerstandes gegen terroristische Akte. Priorität hätte dabei die Bekämpfung der Ursachen des Terrorismus.

Auch unter extremen Diktaturen, sogar unter dem Naziregime, in Norwegen, Dänemark unter anderem, waren gewaltlose Aktionen oft erfolgreicher als Operationen der bewaffneten Résistance in Frankreich oder Jugoslawien. Dazu gibt es eine umfangreiche Literatur, zum Beispiel das Buch „Die gewaltfreie Aktion“ von Gernot Jochheim, Rasch und Röhring, 1984. Diese Studien wären gerade heute in unserer so gewaltgläubigen Zeit, des weltweiten Krieges gegen den Terror, aktuell.

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