Nein, mit Krieg lösen wir die Probleme nicht!

Der Zürcher Konzeptkünstler Theo Dannecker rollte in seiner alten Heimat Adliswil seine persönliche Kunstgeschichte auf: Mit einem exklusiven Buchprojekt und einer Ausstellung zum Lebensthema «Frieden schaffen». Theo Dannecker ist heute 80 Jahre alt.

Infos Galerie in Adliswil: www.kunstuerichsued.ch

Vor 12 Jahren, im November 2006 organisierte Theo Dannecker auf dem Kreuzplatz in Zürich eine Mahnwache gegen Kriege. An diese Mahnwache wurde speziell der Einsatz von Granaten und Bomben mit abgereichertem Uran thematisiert, DU «Depleted Uranium». In jüngster Zeit wurde Uranmunition überwiegend im Zweiten Golfkrieg, im Kosovo-Krieg, im Irakkrieg und auch wieder im syrischen Bürgerkrieg eingesetzt.

04.10.2018
News, Zürich 2

Lebenslange Baustelle für den Frieden

  

In seinem Zürcher Atelier gibt Theo Dannecker Einblicke in sein Buchprojekt. Im Hintergrund hängen Arbeiten seiner Schüler. Foto: Lisa Maire. 

(Bild mit Theo Dannecker, Printscreen aus Zürich 2, lokalinfo.ch)

Wie die Journalistin Lisa Maire der Wochenzeitung Zürich 2 schrieb, «habe Dannecker nach einem Weg gesucht, um mit seiner Kunst einen Beitrag zu einem positiven Gemeinschaftsleben» zu leisten. » … «Wieso machen sie Krieg, wo sie doch ebenso gut Frieden machen könnten?» … «Was kann ich selbst zum Frieden beitragen?» …«Die nötige Grundlagenforschung betrieb er nicht zuletzt auch in seiner Kunstschule für Jugendliche und Erwachsene, die er 1972 in seinem Atelier gründete und die er bis heute führt.»…»Die stete Auseinandersetzung mit dem, was den Menschen umtreibt, führte Dannecker früh in die Konzeptkunst.» … «Das heisst, neben der formalen musste vor allem auch die inhaltliche Ordnung stimmen. Seine Werke trugen Titel wie «Die Nachricht ist Krieg» oder «Der Amputierte», sie waren Mahnmale gegen Krieg und Zerstörung.« … «der Contergan-Skandal, die Wirtschaftskrise,«(1)

Bilder aus dem Buchprojekt von Theo Dannecker

Fotos: Heinrich Frei

Max Dätwyler; Kriegsdienstverweigerer und Friedensaktivist (1886 – 1976) (2)

«Vive la guerre!« Es lebe der Krieg!

   

Die Waffen nieder, sag’s vielen, vielen…

Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Sie lebte von 1843 – 1914

Wie oben schon erwähnt organisierte Theo Dannecker, vor 12 Jahren, am 25. November 2006 am Kreuzplatz in Zürich eine «Mahnwache gegen Kriege». Ich hatte damals Gelegenheit mit ihm zu sprechen.

Nein, mit Krieg lösen wir die Probleme nicht!

Gespräch mit Theo Dannecker, Kunsterzieher, Schule für Zeichnen und Gestalten

 Themen die an der Mahnwache am Kreuzplatz in Flugblättern dokumentiert wurden:

Depleted Uranium (DU)

DU steht für «Depleted Uranium» (abgereichertes Uran). Dieses Abfallprodukt der Atomindustrie, hochgiftig und radioaktiv, kam in allen zuletzt geführten Kriegen zum Einsatz. DU-Waffen haben die Böden grosser Teile Bosniens, des Kosovos, Afgha­nistans, des Iraks, Libanons und von Gaza vergiftet. Winde und Stürme verteilten den radioaktiven Staub. Die hochtoxischen Staubpartikel werden von den Menschen eingeatmet, versickern bei Regen ins Trinkwasser, werden durch Tiere und Pflanzen aufgenommen und gelangen so in den Nahrungskreislauf. In allen Ländern in denen DU-Waffen zum Einsatz kamen, sind die Krebs- und Leukämieerkrankungen, wie auch die Missbildungsraten bei Säuglingen, alarmierend angestiegen und werden in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Die USA fliegen monatlich hunderte ihrer Soldaten mit unerklärlichen Krankheitssymptomen nach Hause. Gehäufte Missbildungen bei Säuglingen von ehemaligen Soldaten beweisen die Genschädigung, die allen zukünftigen Generationen weitergegeben werden.

Agent Orange

Vor 40 Jahren überschütteten US-Flugzeuge Vietnam mit dem Entlaubungsmittel Agent Orange. Insgesamt 100 Millionen Liter hochgiftiger Herbizide gingen auf die Wälder entlang dem Ho-Chi-Minh Pfad nieder, um das Rückzugsgebiet der Vietcong zu entlauben. Die Operation «Ranch Hand» sollte einen Grüngürtel von der Grösse Hessens zerstören, um den Feind sichtbar zu machen, der mit Napalmbomben ver­nichtet werden sollte. Heute sind Millionen Kinder an den Spätfolgen des Giftes erkrankt. Das Vietnamesische Rote Kreuz schätzt die Spätopfer von Agent Orange auf vier Millionen. 500’000 werden in spezialisierten Krankenhäusern behandelt. (Die Welt 17.11.2006)

Nicht in unserem Namen!

An der Mahnwache am Kreuzplatz wurde auch der Text einer Rede der Professorin Dr. Fanny-Michaela Reisin, der European Jews for a Just Peace (Europäische Juden für einen gerechten Frieden) aufgelegt. Frau Reisin hatte anlässlich der Demonstra­tion, «Stoppt den Krieg in Libanon und Gaza», am 12. August 2006 in Berlin gesprochen. Sie wehrte sich in ihrer Rede dagegen, dass «ihre in den KZs und Massengräbern des Naziregimes um ihr Leben gebrachten Grosseltern zur Rechtfertigung der Untaten Israels in Libanon und Palästina herangezogen werden».

«Mahnwache gegen Kriege» am Kreuzplatz in Zürich, November 2006

(Foto Heinrich Frei)

H. Frei: Theo Dannecker, Du hast hier eine Mahnwache organisiert, hier am Kreuz­platz in Zürich. Was ist der Zweck dieser Mahnwache gegen Kriege?

Theo Dannecker: Das wichtigste dabei ist, dass ich die Menschen aufmerksam machen kann auf das was auf der Welt vor sich geht, dass diese Kriege die jetzt stattfinden auch eine grosse Bedrohung der ganzen Menschheit darstellen. Es wird heute DU-Munition eingesetzt, Depleted Uranium, abgereichertes Uranium. Dieses sehr schwere Metall wird beim Bau von Geschossen und Raketen verwendet. Ein bisschen bekannt geworden ist die DU-Munition dadurch, weil mit ihr Panzer zerstört werden können, da DU-Projektile eine ungeheure Durchschlagskraft haben. Das Problem dabei ist, dass dieses Depleted Uranium der Geschosse beim Aufprall auf die Stahlplatten eines Panzers eine ungeheure Hitze entwickelt. Der feine Staub, der dabei entsteht, ist für uns Menschen unerträglich, ist krankmachend, es kommt zur Bildung von Krebs, die Folge sind auch Missgeburten. Wie es sich jetzt zeigt, kommt es in den betroffenen Gebieten zu immer mehr Missgeburten von Säuglingen. Dieser Staub, der radioaktiv strahlt, kann in die kleinsten Zellen eindringen und das ganze Erbgut zerstören. Die ganze Menschheit ist von den Auswirkungen dieser Waffen betroffen, nicht nur die Völker, die jetzt mit solchen Waffen bombardiert wurden. Der Einsatz dieser DU-Munition in Zukunft zu verhindern wird nur möglich sein, wenn alle Menschen mithelfen etwas dagegen zu tun, sonst hören die nicht auf diese Waffen einzusetzen. Seit Jahren wurde diese DU-Munition eingesetzt, auch im Kosovokrieg. Heute haben wir Berichte, dass dort immer mehr Krebskranke als Folge der Strahlung registriert werden, was kein Ende hat. Auch Afghanistan ist ganz stark betroffen, auch der Irak. Und heute wissen wir, mit grösster Wahrscheinlichkeit, dass jetzt auch im Libanon, im Krieg der Israel gegen den Libanon geführt hat, DU-Muni­tion zum Einsatz kam. Man will es zwar nicht wahrhaben. Es gibt jedoch Experten, die von sich aus begonnen haben im Libanon Untersuchungen durchzuführen. Sie lieferten klare Befunde, dass «Depleted Uranium» zum Einsatz kam. Dies alles muss unbedingt gestoppt werden!

Siehe auch: Siegwart-Horst Günther, Uran-Geschosse, schwergeschädigte Soldaten, missgebildete Neugeborene, sterbende Kinder deutsch / englisch / französisch EUR 12,- / sFr 22,- ISBN 3-89484-805-7

Der Film von Frieder Wagner «Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra» ist für einen Preis von 30 Euro erhältlich bei: Ochoa-Wagner-Produktion, Frieder Wagner, Severinstrasse 54A, DE-50678 Köln, Tel. und Fax: +49 221 316970, E-Mail: ochowa-film(at)t-online.de

Depleted Uranium Situation Worsens, by Doug Rokke

From Vietnam Veterans Against the War, (3)

H. Frei: Zürich ist ja auch eine Stadt in der Kriegsmaterial hergestellt wird, von Oerli­kon-Contraves, eine Firma, die heute in Besitz des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall ist. Diese Firma exportiert Rüstungsgüter nach den USA, nach Grossbritannien, Deutschland usw. Was sagst Du dazu, dass in dieser Stadt Kriegsmaterial hergestellt und exportiert wird, ohne dass die Zürcher Regierung dagegen Stellung nimmt?

Schweizer Kriegsmaterialexporte für die Kriege dieser Welt

1997 stimmten nur 22,5 Prozent der Abstimmenden für ein Verbot des Kriegsmaterialexportes. Die Initiative wurde damals von der Arbeitsgemeinschaft für Rüstungskontrolle und ein Waffenausfuhrver­bot (ARW) und der Sozialdemokratischen Partei lanciert.

Heute fordert das «Bündnis gegen Kriegsmaterial-Exporte» mit einer Volksinitiative wieder ein gene­relles Ausfuhrverbot für Kriegsmaterial und so genannte «besondere militärische Güter». Auch die Vermittlung von Kriegsmaterial ins Ausland und Lizenzgeschäfte im Zusammenhang mit Kriegsmate­rial sollen untersagt werden. Die Unterschriftensammlung für diese Volksinitiative wurde in diesem Sommer gestartet. Bis jetzt sind ca. 60’000 Unterschriften gesammelt worden.)

Seit 1975 hat die Schweiz für bald 12 Milliarden Franken Kriegsmaterial exportiert, zu einem grossen Teil an Staaten die Kriege führten, wie die USA, Grossbritannien, Pakistan, Iran usw., an Regimes die Menschenrechte mit den Füssen traten und in Gebiete in den Menschen verhungerten und im Elend lebten. –  Die klaren Bestimmungen des Kriegsmaterialgesetzes wurden mit diesen Deals durch die Kriegsgewinnler und den Bundesrat laufend krass verletzt.

Theo Dannecker: Ja, das gehört ja zum ganzen Problem. Man hat keine wirkliche Sicht gegen den Krieg. Wenn man mit den Menschen auf der Strasse spricht, wie ich dies jetzt auch probiere, sind sie im tiefsten Inneren alle doch dagegen, fast alle. Es ist gar nicht so, dass der Mensch das will. Er wird in die Irre geführt. Es wird verheim­licht. Was Du mir jetzt sagst, ist im Volk nicht wirklich bekannt. Notwendig ist, dass man dies den Menschen so erklärt, dass sie es verstehen: Dass dies ganz gegen unsere direkte Demokratie und unseren freiheitlichen Staat gerichtet ist, der ja ganz auf Unabhängigkeit, auf Souveränität gebaut ist und eigentlich nichts mit Kriegen zu tun haben will. Unsere Armee sollte für nichts anderes da sein als zum Eigenschutz.

H. Frei: Aber eben, die Argumentation geht natürlich in die Richtung: Wir brauchen eine starke Rüstungsindustrie, die unsere Armee mit Rüstungsgütern versorgt. Die Armee versucht die modernsten Waffen anzuschaffen, darum produziert auch die bundeseigene Ruag Munition, Minen usw., entwickelt Waffen mit Israel zusammen, testet in der israelischen Negev Wüste eigene Clusterbomben, eben zum Zweck unser Land gut verteidigen zu können im so genannten Ernstfall. So wird argumen­tiert und damit gerechtfertigt, dass auch in Zürich Kriegsmaterial hergestellt wird. Damit diese Industrie florieren kann, arbeiten die Waffenfabriken mit der deutschen, amerikanischen und der israelischen Rüstungsindustrie zusammen. Das Volk ist für die Waffenexporte der Rüstungsindustrie, wie die Abstimmung vor neun Jahren über die Volksinitiative für ein Verbot der Kriegsmaterialexporte gezeigt hat. 77,5 Prozent haben damals gegen ein Verbot der Kriegsmaterialexporte gestimmt.

Theo Dannecker: Natürlich sind wir heute am Punkt angelangt, an dem man nicht dafür sein kann. Ich bin der Meinung, wenn das Volk richtig, genügend informiert ist, wollen sie das nicht. Heute gibt es weltweit auch kein Entweichen mehr. Wir müssen dies weltweit hinkriegen, dass die Menschen sagen: «Nein, mit Krieg lösen wir die Probleme nicht!» Und wenn unsere Regierung uns dies so verkauft hat, dass wir da Ja gestimmt haben, dann bin ich der Meinung, dass da eine «Spin-doctor» Arbeit dahintersteckt. Die verdrehen alles.

Spin Doctor ist eine aus dem Englischen übernommene Bezeichnung für einen Verantwortlichen für Public Relations bzw. Öffentlichkeitsarbeit. Die Bezeichnung wird von den Medien besonders im Bereich der Politik benutzt und hat einen abwertenden Unterton, da sie andeutet, dass der so Bezeichnete Ereignisse und deren Darstellung mit dem richtigen Dreh (engl. spin) versieht, also manipuliert.

H. Frei: Es wird natürlich jetzt auch argumentiert, dass Armeeeinsätze in fremden Ländern nötig seien. In Ruanda zum Beispiel, hätte man vielleicht militärisch den Völkermord stoppen können, wie man jetzt hofft, es auch im Sudan machen zu kön­nen. Also, warum soll nicht auch die Schweizer Armee, im Verbund mit anderen europäischen Armeen, mithelfen, versuchen Völkermorde irgendwo zu stoppen? Darum: Auch im Kosovo Stationierung von Truppen, damit dort nicht noch Schreckli­cheres passiert?

Theo Dannecker: Niemals, niemals kann ich da Ja sagen. Dies ist keine Argumenta­tion die für mich verhält. Und zwar sehe ich das so: Es darf nicht sein, dass ein Land sich aufspielt, im anderen Land mit Gewalt helfen zu wollen, seine Probleme zu lösen, dass sie da einfahren. Wenn man ihnen echte Hilfe, humane Hilfe bringt, ist dies selbstverständlich, hat das ja auch Tradition. Aber niemals geht man mit Gewalt oder Waffen in ein Land rein, um es umzupolen, um dort zu sagen wo es durchgehen muss. Und heute haben wir ja Informationen, dass zum Beispiel die Amerikaner Befreiungsgruppen unterstützen in Ländern, da sie hoffen so etwas mehr für sich herauszuholen, damit Einfluss zu nehmen. Diese Gruppierungen werden unterstützt, nur um Radau zu machen im Land, und dann kann man einfahren und sagen: Da muss man helfen. Es ist eine verlogene Sache und wir müssen dies aufklären. Ich sehe keinen anderen Weg. Wir können nicht auf unsere Regierungen vertrauen, sondern wir müssen ihnen genau auf die Finger schauen, wir müssen als Bürger uns melden.

H. Frei: Eben, auf der einen Seite werden Waffen exportiert, und auf der anderen Seite will man dann Frieden schaffen. Nach Jugoslawien wurden von der Schweiz auch Waffen exportiert, wie auch nach den USA, einem Staat der immer wieder Kriege führt. Auch Pakistan, dem Iran, dem Irak usw. wurden Rüstungsgüter gelie­fert.

Theo Dannecker: Diese Grundhaltung, «dass man keinen Krieg will», bröckelt überall ab. Die Menschen merken das nicht, weil dies so stückchenweise vor sich geht, zum Beispiel mit dieser Partnerschaft für den Frieden. Was ist dies für eine Angelegen­heit? Junge Soldaten werden da in andere Länder geschickt. Wenn man mehr über diese Zusammenhänge erfährt, zielt dies alles darauf, dass man da in die Nato hineingezogen werden kann, mit diesen Geschichten, und unsere Souveränität wird immer mehr und mehr beschnitten.

Partnerschaft für den Frieden, Vorstufe zum Nato Beitritt?

Schweizer Mission bei der NATO
Seit 1997 ist die Schweiz mit einer ständigen Mission am NATO-Hauptquartier in Brüssel vertreten. Die Mission vertritt die Interessen der Schweiz im direkten Kontakt mit Vertretern der NATO, einerseits durch Einsitznahme in verschiedenen Komitees, anderseits durch die laufende Mitwirkung bei der Weiterentwicklung der Partnerschaft.

Die Schweiz nimmt seit 1996 an der Partnerschaft für den Frieden (PfP) teil. PfP ist eine politische Initiative, die gemeinsam von der NATO und 20 Partnerstaaten getragen wird. Ziel von PfP ist es, Frieden, Demokratie und Sicherheit in Europa zu stärken und gemeinsam Antworten auf aktuelle Bedrohungen zu suchen. Durch Kooperation soll Vertrauen und Transparenz im sensiblen Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik geschaffen werden.

H. Frei: Die ganze Armee ist ja heute fragwürdig, meiner Meinung nach. Wenn in der Schweiz wirklich herum geschossen würde, mit diesen fünf Atomkraftwerken, dann gute Nacht…

Wer geht heute als Zeitsoldat in die Armee oder wird sogar Berufssoldat? Oft sind es junge Männer, die nach der Lehre keine Stelle finden. Das sieht man auch in den USA. Wer geht dort nach dem Irak? Alles Leute die sonst keinen Job haben und in der Armee vielleicht relativ gut bezahlt werden. Sie kommen dann vielleicht krank nach Hause, wie nach dem Golfkrieg.

Theo Dannecker: Man weiss noch nicht wie viele noch dazu kommen, die krank nach Hause zurückkehren. Dieser uranhaltige Staub, diese Partikel, bauen sich im Körper nicht mehr ab. Die Halbwertzeit beträgt 4 ½ Milliarden Jahre. Wenn diese Partikel einmal im Körper, im Wasser oder sonst in der Erde, in der Nahrungskette sind, dann ist dies unglaublich schwierig die dadurch verursachte Vergiftung in Schach zu hal­ten.

Krieg: längerer Ausfall der Kühlung bei einem Kernkraftwerk?

Bei Kampfhandlungen in der Schweiz könnte es zu einem längeren Ausfall der Küh­lung in einem der fünf Kernkraftwerke kommen. Der Reaktor würde dann durchbren­nen und Radioaktivität ausdrehten. Je nach Windlage wären grosse Gebiete der Schweiz nach einem solchen Unfall nicht mehr bewohnbar. Tausende Menschen würden sterben. (Fakten aus Holger Strohm, Friedlich in die Katastrophe (1986): D. Bachner, D. Holm, A. Meltzer, G. Morlock, P. Neusser, H. Urbahn. «Untersuchungen zum Vergleich Grösstmöglicher Störfallfolgen in einer Wiederaufbereitungsanlage und in einem Kernkraftwerk», Institut für Reaktorsicherheit der TÜV e.V. Köln Nr. 290, August 1976)

H. Frei: Abgesehen von diesen Vergiftungen mit Depleted Uranium sind auch die psychischen Folgen eines Krieges schrecklich. Jasna Bastic, eine Journalistin aus Sarajewo, hat nach dem Krieg in Jugoslawien Kriegsteilnehmer interviewt, die psy­chisch erkrankten. Wie sie sagte, sind etwa 40 – 50 Prozent der Soldaten, die an den Kampfhandlungen beteiligt waren erkrankt, an Depressionen, Wahnvorstellungen, psychosomatischen Störungen. Viele dieser Soldaten konnten nicht mehr arbeiten, verfielen dem Alkohol und den Drogen. Auch Suizide und Gewalttätigkeiten waren unter den ehemaligen Kriegsteilnehmern häufig zu verzeichnen. Früher schon, nach dem Vietnamkrieg, wurde diese Erkrankung von Veteranen als «Vietnam Syndrom» bekannt. Die Töterei erträgt gerade der psychisch gesunde Mensch nicht, es macht ihn kaputt. Jasna Bastic wollte diese Interviews in einem Buch veröffentlichen, was leider bis heute, soviel ich weiss, nicht möglich war. Ein Buch über die schrecklichen psychischen Folgen von denen Soldaten betroffen waren, bei Kriegseinsätzen der türkischen Armee in Kurdistan, hat eine türkische Autorin veröffentlicht.

(Nadire Mater, «Mehmets Buch», Suhrkamp 2001, Preis CHF 13.80)

Theo Dannecker: Was mir eigentlich ein Anliegen ist: Die Menschen sollten erfahren, dass heute uranhaltige Munition eingesetzt wird, die in ihrer Wirkung unwiderruflich ist. Das darf nicht sein. Ich bin gegen alle Kriege, aber dies ist nun einmal ganz wich­tig. Das dies überhaupt möglich ist, müssen die Völker betrogen werden, richtig betrogen werden. Die haben heute ganze Batterien von «Spin Doctors», die ausge­klügelt versuchen, falls Kritik aufkommt, die Fakten zu verdrehen, so dass die Kritik wirkungslos bleibt. Ich bin der Meinung, neben der konkreten Hilfe, die wir diesen Ländern sowieso geben müssen, sie haben kein sauberes Wasser, zu wenig Nah­rung, kein Dach über dem Kopf, sie leben in einer schlimmen Situation. Dass wir da mit Spenden helfen, wo wir helfen können. Bei uns sollten wir eine Stimmung der Aufklärung schaffen, die uns in die Lage versetzt unsere wirklichen Anliegen zu ver­treten und nötigenfalls zu verteidigen.

Fussnoten

(1)  http://www.lokalinfo.ch/artikel/artikel-detail/datum/2018/10/04/lebenslange-baustelle-fuer-den-frieden-1/

(2)   https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Daetwyler,

Stephan Bosch, Max Daetwyler, Der Friedensapostel, Mit der weissen Fahne um die Welt, Rüffer und Rub, Zürich 384 Seiten

(3) http://www.vvaw.org/veteran/article/?id=662

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